Medizin in Krefeld 2025: Gas als Lebensretter bei Infarkt

Stickstoffmonoxyd könnte im Jahr 2025 zur Standardausstattung von Notärzten gehören. Es soll Gewebe beim Schlaganfall schützen.

Krefeld 2025. Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Je länger durch ein Blutgerinnsel ein hirnversorgendes Gefäß verstopft ist oder eine Einblutung stattfindet, umso mehr Hirnzellen sterben durch Sauerstoffmangel ab. Bei einem Drittel aller Patienten endet das tödlich. Um die geistigen und körperlichen Folgen des Schlaganfalls zu begrenzen oder gar zu vermeiden, arbeitet die Forschung an neuen Therapien.

„Einen Durchbruch könnte möglicherweise der frühe Einsatz von Stickstoffmonoxyd erzielen“, sagt Prof. Dr. Michael Stoffel. „Vielleicht hat bis 2025 dann jeder Notarzt im Wagen Stickstoffmonoxyd in Flaschen zum Inhalieren dabei.“

Noch ist die Schutzwirkung für das angrenzende Gewebe nur an Mäusen erprobt. Doch die Studie am Menschen sind laut Stoffel bereits in Vorbereitung. Der Chefarzt der Neurochirurgie am Helios Klinikum wirft gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Roland Besser von der Neurologie für die WZ einen Blick in die Zukunft.

Die Zahlen sprechen für sich: Wegen der zunehmenden ältereren Bevölkerung wird sich die Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle, Tumore, aber auch der Nervenerkrankungen wie Demenz und Parkinson bis 2050 teils sogar verdoppeln. Bereits für 2025 rechnen die beiden allein beim Schlaganfall mit einer Zunahme von bis zu 37 Prozent. Bundesweit lag die Zahl im Jahr 2007 bei 186 000, in 13 Jahren werden es laut einer Studie rund 240 000 sein. Zum Vergleich: Im Helios-Klinikum wurden 759 Fälle im Jahr 2010 gezählt, 2025 könnten es danach rund 1050 Fälle sein.

Mit Interesse beobachten die beiden Chefärzte deshalb den medizinischen Fortschritt. Während Stoffel beim Schlaganfall an eine effektivere Behandlung schon in den nächsten 13 Jahren glaubt, winkt Besser bei Alterserkrankungen wie beispielsweise Alzheimer ab. „Den großen Wurf bei der frühzeitigen Diagnose oder vielversprechenden Therapien bis hin zum Aufhalten der Krankheit wird es in den nächsten 20 bis 30 Jahren nicht geben“, sagt Besser. Und er warnt vor zu hohen Erwartungen: „Die Stammzelltherapie hat vor paar Jahren viele Hoffnungen geweckt und Versprechungen zur Folge gehabt, doch heute ist eine brutale Ernüchterung eingetreten.“

Noch zu wenig weiß die Medizin über die einzelnen zeitlichen Zusammenhänge. „Ein entscheidender Wendepunkt wird das Brain-Reading sein“, erklärt Stoffel. Zwar gebe die funktionelle Kernspintomographie heute bei gewissen Erkrankungen bereits Auskunft über das „Wo“ im Gehirn, nicht aber darüber, welche Zentren bei besonderen Abläufen aktiv sind und „Wie“. Diese Erkenntnisse könnten die bisherige Diagnose und Therapie revolutionieren.

Bereits heute sind in der Neurochirurgie des Helios-Klinikums Krefeld Behandlungen möglich, die noch vor zehn bis 15 Jahren undenkbar gewesen wären. Beispielsweise die Wachkraniotomie. „Dabei operieren wir bei der Entfernung eines Gehirntumors Patienten im Wachzustand und testen während der Entfernung des Tumors durch die Mithilfe des Patienten die Sprachfunktion und mit Hilfe elektrophysischer Überwachungsgeräte Funktionen des Bewegungssystems“, berichtet Stoffels. So wird ermittelt, wie weit Tumorgewebe entfernt werden kann, ohne dass Ausfallerscheinungen ausgelöst werden. „Der Patient spürt davon nichts, denn das Gehirn selbst ist ja schmerzunempfindlich“, beruhigt Stoffels zartbesaitete Laien.

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