Mangelerscheinung Arzt: Ein Trend erreicht Krefeld

Die Suche nach Personal wird für die Kliniken immer schwerer. Auf Anzeigen melden sich nur wenige Bewerber.

Krefeld. In NRW fehlen in den Kliniken rund 1000 Ärzte. Auch in Krefeld ist die "Mangelerscheinung Mediziner" bereits spürbar. "Wir merken es", sagt Michael Wilke, Verwaltungschef der Alexianer Krefeld GmbH. "Stellen zeitnah zu besetzen, macht Schwierigkeiten. Die Reaktionen auf Anzeigen sind dürftig, zig Bewerbungen auf eine Ausschreibung gehören der Vergangenheit an." Immerhin: Folgen für den täglichen Betrieb bleiben bislang aus: "Wir haben keine größeren Lücken", sagt Wilke.

So oder ähnlich klingen auch die Aussagen aus den anderen Krefelder Krankenhäusern. "Alle Mediziner-Stellen bei uns sind besetzt", meldet Thomas Werner, kaufmännischer Leiter des St. Josefhospitals. "Gerade hat es zwei Wechsel in der Urologie gegeben." Zwei Stellen für Pflegepersonal im OP- und Intensivbereich sind bei ihm jedoch offen. "In diesen Feldern ist es schwer, gute Leute zu bekommen." Der Job sei anstrengend und zu schlecht bezahlt. "Für die fehlenden fünf bis sechs ,normalen’ Pflegekräfte sind genügend Bewerber vorhanden."

Thomas Werner glaubt, dass der Ärztemangel besonders deutlich im ländlichen Raum auftritt. "Viele ältere Ärzte geben ihre Praxen ab und finden keine Nachfolger, weil der Job nicht lukrativ ist. Ihre Altersversorgung ,Praxisverkauf’ steht auf der Kippe."

Krankenhäuser können sich für die Situation wappnen, indem sie auf familienfreundliche Strukturen achten. Michael Wilke hat am Alexianer schon reagiert. "Wir sind berufs- und familienzertifiziert und bieten günstige Arbeitszeiten." Als ein Beispiel nennt Wilke: "Wenn eine Krankenschwester wieder in den Beruf einsteigen will, kann sie das auch am Wochenende, während der berufstätige Mann die Kinder hütet."

Darüber hinaus würden gute Mitarbeiter im pflegerischen Bereich unter dem Motto "Der kluge Mann baut vor" immer "auf Vorrat" eingestellt, egal, ob eine Stelle frei sei, so Wilke weiter. "Bei 500 Pflegekräften in einem vorwiegend von Frauen besetzten Job ändert sich die Situation immer."

Für das Helios-Klinikum berichtet Pressesprecherin Marina Dorsch: "Im pflegerischen Bereich haben wir derzeit keine Probleme, offene Stellen zu besetzen. Erfahrungsgemäß kann es aber zwischen April und Oktober zu vorübergehenden Engpässen kommen. In dieser Zeit machen die Auszubildenden ihre Abschlüsse, bevor sie auf dem Arbeitsmarkt als frisch examinierte Pflegekräfte zur Verfügung stehen. Und wir möchten Nachbesetzungen primär aus der eigenen Schule für Pflegeberufe rekrutieren."

Schwieriger gestalte sich die Suche nach erfahrenem Fachpersonal für den Bereich der OP-Pflege und Intensivmedizin. "Hier stehen wir zudem vor der Herausforderung, dass sich in den nächsten drei Jahren etwa 20 Prozent der Pflegekräfte in den Altersruhestand verabschieden." Das Helios-Klinikum Krefeld begegne diesem Generationenwechsel mit neuen Ausbildungsmöglichkeiten und einem vielseitigen Fort- und Weiterbildungsprogramm, berichtet Dorsch.

Offene Stellen im ärztlichen Bereich nahtlos nachzubesetzen, sei noch schwieriger. Beispielsweise fehle ein Kinderradiologe für einen in den Ruhestand getretenen Mitarbeiter. Ein dritter Oberarzt für die geriatrische Abteilung in der Helios-Klinik Hüls wird zurzeit zur Verstärkung des Teams gesucht. Marina Dorsch: "Wir können die ausgeschriebenen Positionen jedoch in aller Regel zeitnah neu besetzen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort