Lichtenberg – so heißt hier kein Obdachloser

Lesung: Im Lokschuppen kommt heraus, dass Wirt Viktor Furth Einfluss auf das neue Buch von Hermann-Josef Schüren genommen hat.

Krefeld. Ein Lokschuppen voller Krimi-Fans: Hermann-Josef Schüren zog - musikalisch unterstützt von Hejoe Schenkelberg am Akkordeon - das Publikum in seinen Bann und es lauschte gespannt den Erlebnissen des Privatermittlers Konrad van de Loo und einer jungen Frau, namens Anna.

Die beiden machen sich auf den Weg zu einer Hütte in der Bönninghardt, wo sie auf die erste Leiche des Buches, den Onkel Theo, stoßen.

Der Autor gestand, dass er sich so in diese Szene und den Tatort hineinversetzt hat, dieser ihm derart vertraut geworden war, dass er sich selbst auf den Weg in diesen Teil der Bönninghardt gemacht hatte, um die Hütte seines Krimis zu sehen - und dann ganz erstaunt war, sie nicht finden zu können.

Ganz real war dagegen der Schauplatz Krefelder Nordbahnhof am Oranierring. "Der Nordbahnhof war für mich schon lange ein Begriff", erklärte Schüren, "ich bin schon mal mit dem Schluff gefahren und deshalb hatte ich dann die Inspiration, diesen Platz einzubauen."

Da wird im Buch von einer Lesung im alten Bahnhof erzählt, wie sie gerade stattfindet - damals aber noch gar nicht geplant war. Der Kontakt zwischen dem Krimi-Schreiber, einem in Aachen unterrichtenden Lehrer und dem Gastronomen im Nordbahnhof, Viktor Furth, stammt dagegen aus der Schulzeit auf der Gaesdonk.

Kein Wunder, dass auch ein größeres Klübchen ehemaliger Schüler sich im Lokschuppen eingefunden hatte, zusätzlich zur zahlreichen, Krimi-liebenden Verwandtschaft des Autors. Oder war es der Stolz, einen der ihren als Dichter lesen zu hören?

Für den 83-jährigen Onkel Hugo Hammans und einige Tanten schien es so. Ein vielseitiger Neffe, der auch einmal seinen Doktor über Hegels Sprachtheorie gemacht hatte.

Aber trotzdem sind Schürens Beobachtungen über die kleinen Dinge ganz bodenständig und amüsant, wenn er beispielsweise auflistet, welche Aufkleber von Fußball-Clubs die Touristen aus dem Ruhrgebiet auf ihren Autos haben.

Einen guten Berater fand er auch in Viktor Furth, der beim Familiennamen der Hauptfigur Anna eingegriffen hatte. Der kam in der Lesung erst zur Sprache, als von ihrer Mutter, einer Obdachlosen, erzählt wurde. Ursprünglich hatte der Autor für die Frauen den Namen "Lichtenberg" vorgesehen, aber da schritt Furth ein: "Lichtenberg als Obdachlose? Das geht nicht! Das sind bekannte Leute in Krefeld!"

Natürlich lässt der Freizeit-Kriminalist offen, wer hinter den Morden steckt. Die Spannung wird noch gesteigert, als der Privatermittler erfährt, dass sein Auftraggeber, ein Kempener Politiker plötzlich verschwunden ist. Vielleicht löst sich auch zum Schluss noch das Rätsel um den Buchtitel, wer sind da die "falschen Väter"?

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