Leihangebote boomen – Krefeld radelt hinterher

In der Stadt gibt es bislang kein breites und flexibles System für Mietfahrräder.

Krefeld. Umsatteln - auf das Rad! Sogar Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der eher mit der Autoindustrie in Verbindung gebracht wird, hat die Deutschen zum Umdenken aufgerufen: Durch den Wechsel vom Auto aufs Fahrrad in der Stadt könnten Millionen an Tonnen CO2 vermieden werden.

Da kommt der bundesweite Modellversuch "Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme" (siehe Kasten) mit einer Fördersumme in Gesamthöhe von zehn Millionen Euro gerade recht. Eine Chance auch für Krefeld - als "fahrradfreundliche Stadt"?

Die Verantwortlichen der Firma Nextbike, die unter anderem in Düsseldorf 300Leihfahrräder an mehr als 25Standorten in der Landeshauptstadt anbietet und dort im vergangenen Jahr mit 30Rädern begonnen hatte, schließen ein Engagement in Krefeld nicht aus. "Ich kenne Krefeld als Besucher", erklärt Firmenmitinhaber Georg Ruppelt. Zwar strömten nicht Gäste aus aller Herren Länder in die Stadt wie an Messestandorten. "Aber unsere Kunden sind nicht nur Touristen, es sind auch sehr viele Einheimische."

Eine Niederlassung sei laut Ruppelt nicht zwangsläufig an städtische Zuschüsse gekoppelt. Möglicherweise könne auch über Werbeflächen, die an den Rädern angebracht sind, eine zusätzliche Finanzierung erzielt werden. Die Stadt Düsseldorf hatte einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 98000Euro gegeben. "Wir sind relativ flexibel", meint Ruppelt und ergänzt: "Es gibt keine Standardlösung." Für jede Stadt könne ein eigenes Konzept gefunden werden. "Im Prinzip klappt das überall."

Andreas Domanski, Vorsitzender des ADFC-Kreisvereins Krefeld, glaubt nicht an einen durchschlagenden Erfolg einer Leihradfirma in Krefeld. "In Großstädten wie Köln und Düsseldorf funktioniert das einigermaßen, bei Städten in der Größenordung wie Krefeld ist das schwierig." Als Beleg dafür nennt er unter anderem die Radstation unter dem Zepter der Diakonie.

Anita Bose-Wiedenfeld, Leiterin der Radstation, bestätigt, dass die Resonanz auf das Angebot der Leihfahrräder "sehr gering" ist.

Das Defizit der Radstation am Hauptbahnhof sei die fehlende Flexibilität bei der Abgabe. "Darüber reden wir schon lange. Wir haben keinen Hol- und Bringdienst." Die Räder müssen dort abgegeben werden, wo sie gebucht wurden.

Genau in diese Bresche springen Anbieter wie Nextbike. Die Räder können an Stationen oder in markierten Bereichen abgestellt werden. In Leipzig habe das Unternehmen sogar eine Allianz mit den dortigen Verkehrsbetrieben gegründet: Die Benutzer von Bussen und Bahnen können an bestimmten Haltestellen aufs Rad umsteigen - und umgekehrt. Besonderer Clou der Kooperation: Die Inhaber einer Monatskarte können in der ersten Stunde kostenfrei durch die Stadt radeln.

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