Leiche im Sack: Witwe drückt dem Mörder eine Bibel in die Hand

Maxim P. gestern zu lebenslanger Haft verurteilt – frühestens nach 15 Jahren kann er freikommen.

Krefeld. Herbert Luczak, der Vorsitzender der 2. Großen Strafkammer hatte Maxim P. gerade wegen Mordes "lebenslang" hinter Gitter geschickt und das Urteil begründet, da zog die Witwe des Opfers eine Bibel aus der Handtasche. Sie ging zur Anklagebank, redete halblaut russisch auf P. ein und übergab ihm das Buch.

Mindestens 15 Jahre hat der seit 2003 in Deutschland lebende heute 27 Jahre alte Mörder Zeit für die Lektüre. Dann wird geprüft, ob er noch eine Gefahr für die Allgemeinheit ist. Die Kammer folgte den Argumenten von Staatsanwalt Otto Notemann, der drei klassische Mordmerkmale in seinem Plädoyer herausgestellt hatte: P. habe den ukrainischen Autohändler Volodymyr C. (37) mit einem Stich in den Hals getötet, um dessen Barschaft von 11000 Euro zu rauben. Zweites Motiv sei schiere Habgier gewesen und schließlich sei die Tat heimtückisch erfolgt, weil das Opfer auf der Liege in der Wohnung des Täters an der Gladbacher Straße im Begriff war, einzuschlafen.

"Ein anderes nachvollziehbares sonstiges Motiv gibt es nicht", fasste der Vorsitzende Richter zusammen. Die Behauptung des Angeklagten, die Tat sei nach einem Streit um 50 Euro Übernachtungsgeld im Affekt passiert, nannte der Richter unglaubwürdig.

Nach dem Mord habe Maxim P. ein rationales Verhalten an den Tag gelegt: Er bezahlte 200 Euro Schulden bei einem Landsmann und zerstörte die Sim-Karte seines Handys, nachdem beide vor dem Treffen miteinander telefoniert hatten. Und P. bedrohte den Mitwisser: "Wenn du etwas sagst, bist du der nächste." Zusammen mit einem anderen Landsmann packte P. den Leichnam des Ukrainers am dritten Tag nach dem Mord in den Kofferraum eines Wagen. Zwei Stunden dauerte die Irrfahrt, bis der Sack mit dem Toten in einem Waldstück bei Hünxe abgelegt wurde. 69 Tage später wurde P. nach intensiven Ermittlungen in Krefeld festgenommen. In den 72 Tagen seit dem Mord hat P. die Beute in Drogen und Wodka umgesetzt oder verzockt. Er selbst behauptet, nur 7500 Euro im Geldbeutel des Opfers gefunden zu haben.

Freunde des Ukrainers in Dresden erstatteten Vermisstenanzeige und schalteten eine Rechtsanwältin als Nebenklage-Vertreterin ein. Sie muss sehen, dass sie in Zivilverfahren an ihr Honorar kommt. Die Witwe (31) des Opfers wünscht sich, dass der Mörder ihres Mannes im Knast arbeitet, damit Unterhaltszahlungen in die Ukraine fließen. Maxim P. hat zwei Mädchen den Vater genommen. Er sagte ohne die Miene zu verziehen im Schlusswort: "Ich bereue das. Ich möchte mich noch mal entschuldigen."

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