Landgericht: Mutmaßlicher Doppelmörder gesteht vier Banküberfälle

Am Mittwoch, 1.4., will der Angeklagte über den Tod des Autohändlers in Oppum sprechen.

Krefeld. Der Mann redet wie ein Wasserfall. Erzählt von den Höhen und Tiefen in seinem Leben, wobei er sich den Tiefen besonders intensiv widmen muss. Denn so zielstrebig Fred W. auch alles plante, irgendwas ging immer schief. Daher fehlte vor allem eines: Geld.

Deshalb ist W. zum Bankräuber und Mörder geworden, sagt die Staatsanwaltschaft. Sie hat den 45-Jährigen angeklagt, weil er den Oppumer Autohändler Askin U. († 27) in dessen Büro an der Ennsstraße ausgeraubt und kaltblütig durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet haben soll. Seit gestern muss sich W. dafür vor dem Landgericht verantworten.

So wort- und detailreich Fred W. über gescheiterte Existenzgründungen plaudert, gesteht er auch die vier Banküberfälle in Preetz und Wuppertal in den 90er Jahren. Zur Tat in Oppum äußert er sich noch nicht.

Spätestens dann dürfte es ohnehin mit der Plauderlaune vorbei sein, glaubt Staatsanwältin Beate Doege. Denn Fred W. hat stets bestritten, Askin U. am Morgen des 19.Mai 2008 niedergeschlagen, ihn mit Handschellen auf den Rücken gefesselt und schließlich mit einer Pistole, an der ein selbstgebauter Schalldämpfer aufgesetzt war, in den Hinterkopf geschossen zu haben.

Dass sich seine DNA etwa an den Handschellen fand und die Tatwaffe später in seinem Wagen gefunden wurde, dafür will Fred W. heute schlüssige Erklärungen liefern. Bisher soll er davon gesprochen haben, für einen "Paul" Schmiere gestanden und erst nach dem Mord ins Büro gekommen zu sein.

Fred W., der im Juli auf Mallorca festgenommen worden war, ist ein selbstbewusster Mann. Manchmal schwingt in seinen Worten Arroganz mit. Etwa, wenn er von seinen herausragenden Fähigkeiten als Geschäftsmann spricht. Oder wenn der vierfache Vater an die Schulausbildung seiner Kinder auf der spanischen Ferieninsel denkt: "Da sind die Kinder auf hohem finanziellen Niveau verblödet."

Dabei war es einige Jahre gut gelaufen im Süden, wo er eine Bootswerkstatt betrieb. Doch die Krise kam mit Verzögerung auch ins Ferienparadies, und so blieben Arbeit und Geld aus. Weil W. auch noch fremdging, brachte er seine Frau an den Rande des Selbstmords: Er bandelte mit deren bester Freundin an. Bis zu einer Festnahme lebte er bei ihr.

Das Auftreten des großen und kräftigen Mannes, der sich am ersten Prozesstag in hellbeigem Hemd - die Ärmel hochgekrempelt - und einer gleichfarbigen, ein wenig zu kurzen Jeans präsentiert, kommt auf der anderen Seite des Gerichtssaals gar nicht gut an.

Dort sitzen die Eltern und der Bruder des Mordopfers Aksin U. mitsamt dessen Ehefrau, die erst drei Wochen mit ihm verheiratet war, als der 27-Jährige umgebracht wurde. Sie treten als Nebenkläger auf, sitzen mit Tränen in den Augen neben ihren vier Anwälten. Manchmal, wenn W. in seinen Erzählungen eine witzige Bemerkung macht, stöhnen sie kurz auf.

Heute wird ein besonders schwerer Tag für die Familie. W. hat angekündigt, am Vormittag über den Tattag in Oppum zu sprechen.

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