Ladendiebe schon an der Nasenspitze erkennen

Der Warenhaus-Detektiv Maik Hoffmann verlässt sich auf die Kameras und sein Gespür.

Krefeld. Ein lautes, schrilles Piepen ertönt. Der Puls schnellt in die Höhe. Alle Augen sind auf den Eingang des Media-Marktes an der Blumentalstraße gerichtet, wo ein Kunde nervös an seiner Tasche nestelt.

Versuchter Diebstahl? Sicherheitschef Maik Hoffmann und sein Team sind hellwach und klären die Situation.

"Die Diebe heutzutage wissen genau, was sie tun: Sie klauen professionell und furchtbar schnell", weiß Hoffmann, Geschäftsführer von Control Sicherheit und Service GmbH in Krefeld.

Das macht es für ihn nicht einfacher. In den meisten Fällen handelt es sich um Beschaffungskriminalität. Das Internet bietet eine "saubere" Plattform, um Diebesgut weiterzuverkaufen, weiß der gelernte Berufspilot.

Nicht nur die Professionalität, auch die Gewaltbereitschaft hat zugenommen. Hoffmann zeigt seine Narbe an der rechten Schläfe und eine weitere am linken Unterschenkel. Vorsicht ist geboten.

Deshalb verteilt der Sicherheits-Chef Funkgeräte, Headsets und Handschellen an sein Team. Gekonnt mischen sie sich unter die Kundschaft, lauern potentiellen Dieben auf und überführen sie.

"Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür - wie ein DJ, der ein Gespür für sein Publikum entwickelt. Man kann den Leuten teilweise ansehen, dass sie nichts rechtes im Sinn haben", sagt Hoffmann.

Nervosität sei nach wie vor ein Hinweis. Es sei auffällig, wenn ein Kunde mit einer Playstation hinter einem Kühlschrank verschwinde.

Meistens würde versucht, die Ware aus der Verpackung zu holen, um sie im Inneren einer Tüte oder einem Jackenärmel verschwinden zu lassen. Typische Verhaltensmuster, auf die die Warenhaus-Detektive achten. Tagtäglich kommt es zu Versuchen - manche ausgefeilt, manche weniger.

"An einen erinnere ich mich noch genau: Eine Frau schob in einem Einkaufswagen einen Trockner durch die Kasse", erzählt Hoffmann. Natürlich sei das sofort aufgefallen.

Die Frau habe versucht, sich damit herauszureden, dass ihr Mann gerade an der Kasse bezahlen würde. In diesem Fall sei aber deutlich gewesen, dass die Kundin unter Kleptomanie litt.

Die Elektronik hat vieles vereinfacht. Die Industrie versucht dem Einzelhandel durch spezielle 360-Grad-Kameras zu helfen. "Das Auge vor Ort sieht aber einfach immer noch mehr", sagt der 34-Jährige.

Neben den Überwachungskameras, die in den Verkaufsräumen und Ausgängen installiert sind, ist die ausgeklügelte Produktsicherung eine große Hilfe. Sicherungsetiketten, Saver Boxen, Red Tags für die Sicherung von CDs, als auch die sensorenbestückten Kassen schlagen sofort Alarm.

Der Job als Sicherheits-Beauftragter bedeutet auch, schwierige Situationen diplomatisch zu meistern.

Hoffmann und sein Team beobachten nicht nur, wer etwas einsteckt, sondern auch, wer suchend umher läuft.

Es käme oft vor, dass Kunden das Geschäft betreten, Alarm auslösen und der Sicherheitsbeamte am Eingang hilft. Hoffmann:

"Der Arbeitsalltag eines Warenhausdetektivs ist bei weitem nicht so spektakulär wie in einschlägigen TV-Serien". Aber jeder Tag ist anders und eine Herausforderung."

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