Krefeld Kurt-Tucholsky-Gesamtschule: Schule fürchtet um Existenz

17 Schüler aus Krefeld wollen an neue Gesamtschule in St. Tönis — der KTG fehlen Anmeldungen.

Krefeld: Kurt-Tucholsky-Gesamtschule: Schule fürchtet um Existenz
Foto: Bischof

Krefeld. Voraussichtlich 17 Schüler aus Krefeld können ab dem nach den Sommerferien beginnenden Schuljahr 2017/2018 die neue Gesamtschule Tönisvorst besuchen — das haben die Mitglieder des Schulausschusses jetzt beschlossen. Für Schüler und Eltern in St. Tönis und Vorst ist die Zustimmung der Nachbarkommune eine Erleichterung: Die hiesige Sekundarschule soll zur Gesamtschule werden, allerdings wurde dort nach dem Anmeldeverfahren nicht die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgröße von 100 Schülern aus dem Bereich des Schulträgers Tönisvorst erreicht. Rein rechtlich kann die Bezirksregierung in Düsseldorf die Umwandlung verweigern, sofern die Stadt Krefeld dieser nicht zustimmt.

Dafür sahen die Mitglieder des Krefelder Schulausschusses keinen Grund und stimmten der Beschlussvorlage einhellig zu — „insbesondere vor dem Hintergrund, dass in Krefeld — trotz der Gründung zweier neuer Gesamtschulen — seit etlichen Jahren ausnahmslos ein Anmeldeüberhang an den Gesamtschulen bestand“, heißt es in der Begründung.

Michael Schütz, Leiter der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule (KTG), Alte Gladbacher Straße, in der Innenstadt und Sprecher der Krefelder Gesamtschulen bereitet diese Entscheidung Bauchschmerzen — er fürchtet um die Existenz der Schule. „Grundsätzlich habe ich nichts gegen neue Gesamtschulen. Aus Sicht meiner Schule allerdings sind die Neugründungen der letzten Jahre in Uerdingen, Oppum und jetzt auch in St. Tönis eine immer stärker werdende Konkurrenz.“

Weil in Krefeld noch drei Realschulen „Schüler mittleren Leistungsniveaus aufnehmen, die wir zur Integration schwächerer Schüler brauchen“, so Schütz, seien in Krefeld erstmalig nicht mehr alle Gesamtschulplätze für den kommenden fünften Jahrgang besetzt. 97 Anmeldungen gab es an der KTG nach Angaben der Stadt in einem ersten Verfahren, im zweiten Durchlauf sollen sich 27 weitere Schüler dort angemeldet haben, wie die Stadt jetzt mitteilt (Schulanmeldungen, siehe Seite 23).

Schulleiter Schütz sieht ein grundsätzliches Problem für seine Schule: „Da die KTG unter den Gesamtschulen die mieseste Lage im sozialen Brennpunkt hat, sinken unsere Anmeldezahlen permanent — und das, obwohl wir als einzige Schule im Regierungsbezirk Düsseldorf als ,Starke Schule’ ausgezeichnet wurden.“ Er nennt Beispiele: „Von den sechs vierten Klassen der Grundschule Horkesgath, die uns sogar hier besucht haben und begeistert waren, wurde nur ein Kind bei uns angemeldet. Sicherlich sind unter den 17 Anmeldungen in St. Tönis welche dabei, die ansonsten zu uns gekommen wären“, glaubt Schütz.

Sechs der an der neuen Gesamtschule hinter der Stadtgrenze angemeldeten Schüler kommen nach Angaben der Stadt aus Forstwald, sieben aus den Bereichen Horkesgath und der Kempener Platte, vier aus der Innenstadt. Diese Zahlen bieten aus Sicht der Verwaltung „keine belegbaren Anhaltspunkte für eine Vermutung, nach der eine Zustimmung zur Beschulung von 17 Krefelder Schülern in Tönisvorst den Bestand der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule gefährden könnte“. Eine weitere Gesamtschule könne die Situation in Krefeld entlasten, heißt es im Beschlussentwurf: Mit dem Aus der Hauptschulen befinde sich die Schullandschaft im Umbruch, und es sei „durchaus wünschenswert, wenn sich die Eingangsjahrgänge der weiterführenden Krefelder Schulen in ihrer Gesamtheit nicht am Rande des absoluten Auslastungsgrades bewegen müssten“. Pädagogische Herausforderung wie Inklusion und die Integration zugewanderter Schüler mache einen „Puffer“ sinnvoll.

Die SPD-Fraktion begrüße diese Entscheidung ausdrücklich, betont Benedikt Winzen, „berücksichtigt sie doch das Recht auf freie Schulwahl“.

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