Graffiti Kunst aus der Dose für die ganze Republik

Krefeld wird bunt — dank Alex und Jaroslaw. „Tubuku“ heißt ihre Agentur, die auch dazu beitragen will, dass die Seidenstadt sich neu erfindet.

Graffiti: Kunst aus der Dose für die ganze Republik
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Mit 33 noch Bachelor-Studenten: Alex Weigandt und Jaroslaw Masztalerz haben mittlerweile so viele Aufträge, dass die Zeit fürs Lernen nicht mehr reicht. Den beiden macht das allerdings wenig. „Den harten Weg des Proletariats haben wir jetzt auch schon durch“, sagt Jaroslaw und lacht. Seinen Abschluss in Kommunikationsdesign an der Hochschule in Krefeld will er trotzdem noch irgendwann machen. Irgendwann. Wann genau das ist, wissen die beiden allerdings selber nicht so genau.

Seit einem halben Jahr existiert nun „Tubuku“, ein Unternehmen, das aus einer ewig langen Freundschaft heraus entstanden ist. Alex und Jaroslaw kennen sich seit 26 Jahren, beide kommen aus Monheim und sind für ihr Studium nach Krefeld gezogen. Beide haben mit dem Malen auf der Straße angefangen, Graffiti als Straßenkunst, mal mehr, mal weniger legal. Als Spätzünder bezeichnen sie sich selbst und als Paradiesvögel.

Dass die beiden nicht nur auf Wände sprühen, sondern auch vor lauter Energie, wird schnell klar. Stolz präsentieren sie ihre Projekte, die oft im Auftrag des Vereins Kronprinzenviertel und der Aktion „Buntes Krefeld“ entstehen, wie zum Beispiel am Albrechtplatz. Solche Arbeiten liegen den beiden besonders am Herzen. Sie verschönern Schulen und geben dort jetzt auch Workshops, malen live auf verschiedenen Veranstaltungen. „Wir sind in unserem kreativen Umfeld gewachsen und wollen das jetzt weitergeben“, sagt Alex. „Mit Menschen in den Dialog treten und was bewegen — das ist, worum es mir geht. Ich will mit Stereotypendenken brechen und zeigen, dass Street Art auch Kultur ist und nicht nur etwas, wobei man direkt an Polizei und Gesetz denken muss.“

Straßenkunst und kulturelle Projekte sind ein wichtiges von drei Standbeinen der Werbeagentur „Tubuku“. Mittlerweile malen sie in ganz Deutschland für verschiedene Auftraggeber, in Berlin für Barcadi, in Monheim oder auf der Nacht der Museen in Düsseldorf. Auch im Bereich Videoproduktion, Social Media, Animation und 3D sind die beiden Freischaffenden gut aufgestellt, außerdem konzentrieren sie sich auf das klassische Print-Marketing. Analog und digital verbinden können die Künstler, aufwändig produzierte Videos zeigen sie beim Malen in Fabrikhallen und an Häuserwänden.

Das meiste davon haben sie sich selbst beigebracht. Seine Strukturen muss das junge Unternehmen erst noch finden. Daran soll bis Ende des Jahres gearbeitet werden. Auch ein Büro mit Atelier nebenan wollen die zwei bis dahin finden. Der Name „Tubuku“ soll so viel heißen wie „zu viel des Guten“ und sei eine Symbiose aus zwei Sprachen, erklärt Alex. „Too“ aus dem Englischen (deutsch: zu) und „beaucoup“ aus dem Französischen (deutsch: viel) vereint für Alex und Jaroslaw, was sie mit „Tubuku“ sein wollen.

„Krefeld entdeckt gerade erst sein neues Potenzial als Stadt. Samt und Seide ist vorbei und die Stadt muss sich wieder neu ’rausputzen“, sagt Jaroslaw. Das Duo will dazu beitragen. Für ihre Straßenkunst müssen sie sich genau mit der Infrastruktur und Architektur einer Stadt auseinandersetzen. „Dadurch wird ein bestimmter Platz manchmal erst wieder richtig lebendig gemacht“, sagt Alex.

Ein weiteres Projekt steht für die beiden Künstler im Oktober an: Ihre Kunstausstellung Ost-Block läuft zum dritten Mal in Krefeld und zeigt neben Street Art auch Malereien und Filme, diesmal im Kino Casablanca an der Lewerentzstraße.

Alex kommt ursprünglich aus Kasachstan, Jaroslaw aus Polen, das prägt nicht nur den Namen der Ausstellung, sondern auch ihre Kunst. „Im Osten hat man ohnehin einen ganz anderen Bezug zu Murals als das hier der Fall ist. Natürlich auch politisch bedingt, da findest du eins an jeder zweiten Hauswand“, erzählen sie. Murals, so heißen die Gemälde aus der Sprühdose, Wandmalereien.

Angefangen hatten beide an der Baumberger Chaussee in Monheim auf einer der ersten und größten Wände, an der Sprayer in Deutschland legal malen konnten.

Bald wollen die zwei nach Los Angeles, um sich dort zu verewigen.

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