Kunst auf dem Kosten-Prüfstand

Cargill ist kein Einzelfall. In Krisenzeiten überdenken Firmen ihr Engagement für Sport und Kultur. Doch viele bekennen sich zu Krefeld.

Krefeld. Kein Tag ohne Horrormeldungen aus der Wirtschaft: Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis Unternehmen auch jene Finanztöpfe überprüfen, die keinen direkten Nutzen bringen - zum Beispiel das Sponsoring von Kunst, Kultur und Sport, aber auch von Schulen und Vereinen.

Dennoch kommt es überraschend, dass die neun Jahre lang gepflegte Reihe "Kunst bei Cargill" über Nacht dem Rotstift zum Opfer fällt. Wie berichtet, wird die 18. Schau nicht mehr stattfinden, obwohl die Künstler sie bereits vorbereitet haben. Auch der Ascot-Tag des Renn-Clubs wird nicht mehr unterstützt.

"Von einem Ausstieg kann trotzdem keine Rede sein", betont der neue Cargill-Geschäftsführer Christoph von Reden. "Wir setzen die Reihe lediglich für 2009 aus und arbeiten parallel an einem neuen Konzept für unser Sponsoring. Kunst hat für uns weiterhin einen hohen Stellenwert."

Gleichwohl gibt von Reden zu, dass es auch um Einsparungen geht: "Alle Ausgaben stehen auf dem Prüfstand." Das vorläufige Ende von "Kunst bei Cargill" sei von den Mitarbeitern durchaus als "Signal" verstanden worden, dass der Konzern überall nach Sparpotenzialen suche.

Mit Sparzwängen sieht sich auch Peter Grote beim Klavierhersteller Kawai konfrontiert. Er ist gerade aus Japan zurück, mit einer klaren Ansage der Konzernspitze: 30 Prozent einsparen, auch beim Etat für die Kunst. "Allerdings habe ich noch Glück gehabt", sagt er. Für die beliebten Kawai-Konzerte in Krefeld steht das Programm mit zwölf Veranstaltungen schon lange fest: "Daran wird nicht gerüttelt."

Für danach ist Grote trotz "grausam schwieriger Zeiten" und einbrechender US-Umsätze optimistisch. "Ich organisiere in Krefeld und ganz Deutschland etwa 60 Konzerte im Jahr. Das ist ein teures Gut, dass man nicht aufs Spiel setzen sollte." Grote, der weltweit für Kawai bei Festivals und Wettbewerben unterwegs ist, will "durchhalten" und lieber woanders sparen: "Wir lassen die Stadt und unsere Partner nicht hängen."

Abwartend gibt man sich bei den Stadtwerken Krefeld (SWK), die unter anderem das Theater und die Kufa unterstützen. "Was wir zugesagt haben, halten wir ein", sagt Sprecherin Dorothee Winkmann. "Aber für 2010 wagen wir keine Prognosen."

Auch die Sparkasse will sich "den Verpflichtungen stellen", wie Sprecher Peter Bauland betont: "Ein Streichkonzert ist nicht vorgesehen." Allein die Kulturstiftung verteilt 2009 rund 300 000 Euro. Allerdings registriert Bauland verstärkt Anfragen von Veranstaltern, denen Sponsoren weggebrochen sind: "Da sind wir vorsichtig. Das Geld, das zu verteilen ist, wird nicht mehr." Zumal ein Nebeneffekt der Krise das Budget massiv verringert - die niedrigen Guthabenzinsen.

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