Zwischen Blatttieren und Liniengestalten

Arbeiten von Dagmar Triet und Hanne Thilker-Kulgemeyer im Kulturpunkt.

Krefeld. Auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsam. Vielleicht zeigt man gerade deshalb die Arbeiten von Dagmar Triet und Hanne Thilker-Kulgemeyer in separaten Räumlichkeiten der Friedenskirche. Eine Doppelausstellung, die also direkte Konfrontation meidet, aber mit ihrem Titel „Liniengestalt“ doch Gemeinsamkeiten andeutet.

Für beide Künstlerinnen ist die Zeichnung von zentraler Bedeutung. Triet, die ihre Bilder im Foyer des Kulturpunktes der Friedenskirche zeigt, benutzt Farb-und Bleistifte gleichermaßen. Daraus entwickelt sie farbenprächtige Bilder, die oft recht surreal anmuten. „Blatttiere und seltsame Früchte“ heißt dieser Zyklus, der mit seiner Liebe zum Detail auch an alte Botanikbücher erinnert.

Doch das meiste, was hier mit großer Präzision dargestellt ist, entspringt nicht der Naturwissenschaft sondern der Fantasie der Künstlerin. Es entstehen Wesen in einer Mischung aus Pflanzen und Tieren, täuschend echt und doch nicht wahr.

Manchmal gibt es zwischen den Blättern und seltsamen Gebilden sogar ein menschliches Gesicht zu entdecken. Es entsteht ein Eindruck des Märchenhaften, Verspielten, bei dem das Ornamentale sehr im Vordergrund steht. Man könnte sich diese Bilder gut als Illustration vorstellen, womit sich der Kreis wieder zu den Pflanzenbüchern schließt.

Viel sperriger geben sich auf en ersten Blick die Arbeiten von Thilker-Kulgemeyer, die im ganzen Kirchenraum verteilt. Große Bilder in der Apsis kreisen um das Thema Figur, auf den kleineren Bildern steht immer wieder der Kopf im Mittelpunkt, der aus Linien entwickelt wird. Dadurch entsteht der Eindruck des Filigranen, der in der plastischen Umsetzung in Holz und Eisen wieder zurückgenommen wird. Die plastischen Objekte sind jedoch in den Fensternischen der Kirche gut platziert und entwickeln vor den Glasflächen eine besondere Körperlichkeit.

Ähnlich effektvoll ist die aus Holz gestaltete übergroße Lebenslinie, die sich schlangenartig unterhalb der Empore ausbreitet. Einmal mehr bildet die Friedenskirche den attraktiveren Ort für die Kunst, was auch den Arbeiten Thilker-Kulgemeyers zugute kommt. Dagmar Triet hat da das schlechtere Los gezogen und so steht am Ende trotz des gemeinsamen Titels „Liniengestalt“ doch fest, dass man zwei Einzelschauen zu sehen bekommt.

(bis 31. Juli; geöffnet Mo.- Fr. 11- 17 Uhr, So. 11-13 Uhr und zu den Veranstaltungen).

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