Zwei Romantiker holen das Lasso raus

In der Kufa serviert das Duo 2raumwohnung zur prickelnde Pop-Perlen zur Entspannung.

Krefeld. "I love you" steht auf Inga Humpes T-Shirt. Es ist ein süßes Versprechen - und das Publikum am Donnerstag in der Kufa kauft es ihr ab. Schuld ist Humpes Stimme, die den Sound von 2raumwohnung so sehr prägt. Warm, weich, beruhigend schön ist sie.

Die Bühnendeko ist reduziert, ganz auf Humpe zugeschnitten. Nichts lenkt ab, nichts eckt an. Lediglich ein großer weißer Kreis, eine Leinwand für Video-Animationen, hängt im Hintergrund. Ein passender Rahmen für die prickelnden Pop-Perlen, die die Band serviert.

Seit zehn Jahren sind Humpe und ihr Lebensgefährte Tommi Eckart als 2raumwohnung unterwegs, ein Paar sind sie schon viel länger. Und dass sie gemeinsam Musik machen, ist eigentlich purer Zufall. Sie komponierten ein Lied für einen Zigaretten-Werbespot, es war eine Auftragsarbeit. Doch "Wir Trafen Uns Im Garten" wurde ein Hit, und der Berliner Elektro-Pop war geboren.

Im Sommer 2009 haben Humpe und Eckart, der sich auf der Bühne vollkommen zurückhält, ihr neues Album "Lasso" veröffentlicht. Auf Tour sind sie neuerdings mit einer Band - und es steht ihnen gut. Denn ihre Musik ist ruppiger geworden, weniger weichgespült. "Der Letzte Abend Auf Der Welt" und "Lasso" kommen gut an, die 700 Besucher in der Kufa tanzen, springen, applaudieren. Auch auf "Ich und Elaine" und "Besser geht’s nicht" folgt begeisterter Jubel.

Die 54-jährige Humpe klingt entspannt, sieht auch so aus und ist unglaublich präsent. Vielleicht verzeiht man ihr deshalb Textzeilen wie diese: "Schmetterlinge liegen am Boden und ich tret’ drauf. Alles aus!" Gesellschaftskritik, die großen Dramen des Lebens waren noch nie die Themen des Duos. Die beiden sagen in Interviews, das Positive sei eine Essenz, auf der 2raumwohnung beruht.

Doch tief im Inneren von Inga Humpe muss noch eine anderes Ich stecken, ein rebellisches. Die Musikerin, die von 1978 bis 1983 als Sängerin der Neonbabies erfolgreich unterwegs war, gesteht: "Ich war früher Punk." Und schmettert dann los: "Ich will immer durch alles durch. Keine Grenzen, kenn’ kein Halten. Will keine Bremsen, will nicht schalten." Einmal Punk, immer Punk - das gilt wohl auch für Blondinen mittleren Alters.

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