Von Turbo-Müttern, Urologen und Ziegen

Atze Schröder bringt mit seinem Programm „Turbo“ das Publikum im Königpalast zum Lachen. Und betont dabei, dass er die „Modemetropole“ Krefeld ziemlich gut findet.

Krefeld. „Alle so verweichlicht! Turbo-verweichlicht! Snoop Dogg hat eine eigene Pornoproduktion, Tim Benzko hat einen Thermomix.“ Ja, so kennt und liebt das Publikum Atze Schröder: Ein bisschen Proll, ein bisschen politisch inkorrekt, dazu eine schräge Friese und Pilotenbrille — passt! „Der Humor von Atze ist einfach super. Man erkennt viel aus dem eigenen Leben wieder, es ist authentisch“, findet Sandra Scholz, die zusammen mit ihrer Freundin Dagmar Rasper, den Ehemännern und Freunden die Show von Atze Schröder im Königpalast besucht.

„Turbo“ nennt sich das aktuelle Programm des bekennenden Porschefahrers, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Atze Schröder überlässt nichts dem Zufall und schleimt sich zu Beginn erstmal ordentlich bei den Krefeldern ein. Krefeld, das sei das Monaco der Bundesrepublik, eine Modemetropole. Ja, die Menschen würden sogar besser riechen als anderswo — nee, is klar. „Ihr seid auch nicht so blöd wie die anderen“, behauptet Atze und erntet dafür tosenden Applaus. Applaus regnet es ohnehin von Anfang bis Ende.

„Das Publikum geht einfach sofort mit. Die Größe des König-Palast ist für seine Show auch genau richtig“, findet Dagmar Rasper, die nicht zum ersten Mal eine Atze-Schröder-Show besucht. Passend zum Namen wird in dem Programm vor allem der Größenwahn in der heutigen Zeit thematisiert. Immer höher, weiter, schneller, besser müsse es sein und natürlich immer schön politisch korrekt und am besten ohne Fleisch.

„Bald kriegen wir die Helmpflicht für Nichtraucher“, prophezeit der Entertainer. Er räumt aber ein: „Es muss nicht immer Fleisch sein, manchmal kann man auch Wurst essen.“ Was ihm auch ein Dorn im Auge ist: übermotivierte Kindererziehung. „Überall nur noch Turbomütter, die mit Allrad-SUVs ihre Kinder zum Kindergarten fahren. Und dann sieht man vor dem Kindergarten fünfzig Mal Allrad-SUVs und es sieht aus wie bei einer Geheimmission der Vereinten Nationen.“ Dabei sei doch schon Tartanboden auf Spielplätzen eigentlich zu viel des Guten, besonders wenn Kinder so dick seien, dass sie den Airbag quasi eingebaut haben.

Immerhin müsse man sich keine Sorgen machen, dass sich eine Geschichte á la Hänsel und Gretel einmal in Realität abspiele. „Macht euch keine Sorgen, die gehen sowie so nicht in den Wald, da gibt’s kein Wlan.“ Doch Atze Schröder regt sich nicht nur auf, sondern spricht auch wichtige Themen an: Männergesundheit zum Beispiel. „Egal wie alt du bist, beim Urologen bist du immer der Jüngste“, redet er den Männern im Saal Mut zu.

Denn mit 52 Jahren wäre es auch für ihn an der Zeit, das „System“ regelmäßig inspizieren zu lassen. Schämen bräuchte man sich deshalb nicht. Und die Zeiten, in denen der Urologe mit Kippe im Mundwinkel die Prostata untersucht hat, seien auch vorbei. „Nee, die haben es schon drauf die Urologen.“

Weniger souverän ist Atze Schröder im Umgang mit fremden Kulturen. Seinem syrischen Nachbarn habe er eine Ziege als Geschenk vorbei gebracht, weil Jägermeister als Geschenk irgendwie das Falsche sei. Am Ende sei es aber doch ein guter Abend geworden. Der Syrer sei nun Mitglied in seinem Kegelclub und vertrage auch ordentlich Alkohol für einen Moslem.

Angst wegen solcher Gags erschossen zu werden habe er aber schon ein bisschen. „Aber deshalb bewege ich mich hier auf der Bühne die ganze Zeit, bewegte Ziele trifft man schlechter.“

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