Von fliegenden Stiefeln in Größe 43

Die Landhausmesse British Flair mit Country Fair an der Burg Linn ist eröffnet.

Von fliegenden Stiefeln in Größe 43
Foto: abi

Es ist alles perfekt: Die weiße Zeltstadt vor der mittelalterlichen Burg Linn, die starken Männer, die im Schottenrock zehn Kilo schwere Steine so weit von sich werfen, wie es geht, und der typisch englische Regen. Er fiel gestern in niederrheinischer Version auf die Besucher der Landhausmesse „British Flair mit Country Fair“ herab. Doch die lassen sich nicht beirren. Karl Nesgen gehört mit seiner Begleiterin zu den ersten Besuchern und guckt bei den Scottish Highland Games zu. „Ich komme aus Köln hierher, bin aber in Wales geboren“, berichtet der Mann und lacht. „Ich habe als Kind auch schon Weitwerfen mit einem Stein geübt, war aber nicht so gut wie die Männer hier. Wir interessieren uns noch für die Hütehund-Vorführungen mit den Border-Collies und den Schafen.“

Nebenan steht Tam Pearce an seinem für den Stiefelweitwurf abgetrennten Bereich. Verschiedene Gummiteile liegen herum: Kleine in Pink für die Kinder, größere gelbe für die Frauen und dann die einzig wahren: „Grüne in Größe 43. Denn nur sie kommen in die Wertung für den Stiefel-Weitwurf-Rekord. Der liegt in England bei 60 Metern. Die Rekordjäger an der Burg Linn haben es in den vergangenen Jahren auf beachtliche 26 Meter gebracht.“ Über allem liegt Dudelsackmusik. Sie stimmt die Besucher ein. Bei diesem Wetter entsteht auch der Gedanke ans englische Landhaus, in dem der Butler abends einen Whisky am Kamin serviert.

Thomas Skowronek schlägt an seinem Stand einen dreifach destillierten zwölfjährigen Glenkinchie mit seiner leichten und weichen Abfüllung vor. „Das ist das Richtige für Whisky-Einsteiger“, findet er. Der Fachmann trinkt ihn bei Zimmertemperatur, natürlich ohne Eis. „Es tötet die Geschmacksnerven.“ Überall, wohin der Blick fällt, leuchtet es rot-blau-weiß: Der Union Jack glänzt bei Marlies Scholz auf Kissen, Tabletts und Sets, leuchtet von Regenschirmen oder Kulturtaschen, befindet sich einfach auf allen praktischen und dekorativen Artikeln im Angebot.

Martin Wesson bietet Bier an: Ale, Stout, Porter & Co., aber auch Craftbeer und Cider. Manch ein deutscher „Bierkenner“ rümpft bereits beim Gedanken an ein englisches Bier verächtlich die Nase, denn es gilt als schal, wenig spritzig und zu warm. Dabei ist englisches Bier meist besser als sein Ruf. Wesson schenkt natürlich in Pints aus. 0,568 Liter passen hinein — ohne Schaumkrone versteht sich. Wem der Spaziergang im Regen zu kalt ist, kann sich mit Stiefeln, Jacken oder Kaschmir-Schals ausstatten. Er kann aber auch hübsche Sachen fürs Haus erstehen, sich durch Slapstick Comedy ablenken lassen oder eine romantische Schottland-Rundreise buchen. In Edinburgh ist der Regen sicher viel netter.

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