Ausstellung Vom Friedhof in die Kunstausstellung

John Waszek stellt seine Werke unter dem Titel „Vier Zyklen“ bis zum 1. April im Kunst-Spektrum aus.

Ausstellung: Vom Friedhof in die Kunstausstellung
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. John Waszek besucht gerne Friedhöfe. Seit Jahren fotografiert der Krefelder Künstler dort Gräber von ebenfalls künstlerisch tätigen Menschen. Einer seiner Lieblingsfriedhöfe ist der berühmte Père Lachaise in Paris. Seine Suche dort nach der Gedenktafel für die Opernsängerin Maria Callas hat Waszek zu einem Bilderzyklus inspiriert, den er jetzt im Kunst-Spektrum erstmals zeigt. „Vier Zyklen“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 1. April an der St.-Anton-Straße zu sehen ist.

In den beiden Räumen im Erdgeschoss sind einige Beispiele aus dem ersten Zyklus zu sehen. „Columbarium“ hat der Künstler die quadratischen Bilder genannt und weist damit auf den Friedhof als Ort hin. Das Columbarium ist ein eigenständiges Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen dient. Auf dem Père Lachaise hat Waszek festgestellt, dass nicht benutzte Nischen mit einfachen Tafeln zugemauert sind.

Die dadurch entstandenen Flächen sind oft verschmutzt, bekritzelt und haben oft ein schäbiges Aussehen. Dieses abgenutzte Äußere hat den Künstler fasziniert und ist in seine Bilder eingeflossen. Seine „Columbarien“ sind auf Holz gemalte Bilder im Format 80 x 80 Zentimeter, die mit vielfältigen Farbspuren, meist von oben nach unten verlaufend, mit Kritzeleien und Ritzungen versehen sind. Waszek benutzt auch Industrielack, der dickflüssig verläuft, dann stockt und an einigen Stellen wieder abzuplatzen beginnt. Diese Strukturen und ihre meist helle Farbigkeit erinnern an verschmutzte Steine. Wie auf dem Friedhof ist jede Tafel mit einer gestempelten Nummer versehen.

Ansonsten erinnert nichts an die Gräber, anstelle der individuellen Namen spielt der Künstler mit dem Material und den sich daraus ergebenden Strukturen. Der Eindruck des Abgenutzten, der hier deutliche sichtbar wird, korrespondiert jedoch sehr gut mit Gedanken an die Vergänglichkeit. In der oberen Etage zeigt der Künstler einige Beispiele seines bisher umfangreichsten Zyklus. „Zwischen Himmel und Erde“ ist der schöne Titel der kleinen Papierformate, die ebenfalls in einer Mischtechnik ausgeführt sind. Hier wird die Farbe in feinen Anstufungen selbst zum Thema, es gibt zartgraue Transparenz, leuchtende Grün-und Blautöne und vieles mehr. Seit 2013 entstehen diese Miniaturen, die in Krefeld jetzt ebenfalls zum ersten Mal zu sehen sind.

Ein weiterer Zyklus ist dem grafischen Verfahren der Frottage gewidmet. Dabei wird Papier auf prägende Unterlagen (wie Holz, Stein oder Metall) gelegt und mit Graphit abgerieben. Waszek hat für diese Technik eigene Arbeiten und die einiger Kollegen benutzt. Durch das Durchreiben entstehen verfremdete, auf schwarz-weiß reduzierte „Geisterversionen“ der Arbeiten.

Intensiv rot leuchten die Papierstücke, die der Künstler im letzten Raum aufgeschichtet hat. „Die Ordnung und das Chaos“ heißt die Installation, die aus 1104 bemalten und anschließend zerknüllten Papierquadraten besteht.

Der Großteil ist in einen Metall-Komposter gefüllt, der Rest lose in einer Ecke des Raumes aufgeschichtet. Durch das Metallgitter bleibt das Chaos sichtbar und auch der sorgfältig arrangierte Papierhaufen lässt sich schnell zerstören. Dass der Grad zwischen Ordnung und Chaos schmal ist, könnte eine Erklärung für dieses Arrangement sein.

Vier Zyklen, die vier interessante Facetten eines künstlerischen Werkes zeigen, das sich nicht allein auf die Malerei beschränkt. Denn John Waszek ist seit Jahren auch literarisch tätig und so wird es innerhalb seiner Ausstellung auch eine Lesung geben.

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