Theater zeigt Kagel

Ein Abend mit Werken des argentinischen Komponisten.

Theater zeigt Kagel
Foto: Dirk Jochmann

Sie mögen ihren Kagel. Eine ganze Spielzeit lang haben Pit Therre und sein Ensemble vom Theater am Marienplatz (Tam) Werke des argentinischen Komponisten Mauricio Kagel (1931-2008) gezeigt, dessen Todestag sich nun zum zehnten Mal jährt. Zum Abschluss gibt es im Mai-Programm den „Kagel-Salon“, bei dem Therre Werke aus allen Schaffensphasen des Komponisten und Autoren versammelt.

Kagel ist für das Tam nicht irgendein Komponist. Der Wahl-Kölner, der an der Musikhochschule eine Professur für Musiktheater innehatte, hat zu seinen Lebzeiten oft mit den Fischelnern zusammengearbeitet, ließ sich dort auch zu runden Geburtstagen ehren.

Das Tam wird in Krefeld häufig als Theater, das sich in einer kulturellen Nische des experimentellen Musiktheaters bewegt, wahrgenommen. Es öffnet sich für Krefeld durch das Tam aber auch ein Tor zur internationalen Szene der zeitgenössischen, ernsten Musik.

Der „Kagel-Salon“ ist ein Streifzug für Kenner des Werkes, von einem Kenner zusammengestellt. Doch die Stücke, die Therre aus größeren Gesamtwerken herausgelöst hat, könnten für Unvorbereitete als erster Zugang vielleicht zu kryptisch wirken.

Dafür gibt es aber auch genügend Werke, die einen leichten interpretatorischen Zugriff erlauben. Dazu gehören das erste und das letzte Stück des Abends, „Semikolon“ (1998/99) und „Con voce“ (1972), die beide mit Erwartungshaltungen spielen.

In „Semikolon“ braucht Gereon Bründt lange, um zu seiner „Aktion mit großer Trommel“ zu kommen. Und in „Con voce“ agieren Therre als Posaunist, Karsten Lehl als Flötist und Alfred Pollmann als Cellist mit ihren Stimmen. Es ist nicht ersichtlich, wofür sie ihre Instrumente brauchen.

Die Textfragmente aus „Die Erschöpfung der Welt“ (1976/78), vorgetragen von Dieter Kaletta, ergeben eine wortwitzige Antischöpfungsgeschichte. In „Germanische Metasprache“ aus „... nach einer Lektüre von Orwell“ (1993), vorgetragen von Nina Sträter, beweist sich Kagel als Autor, der mit Nähe zur konkreten Poesie Sprache als Material begreift und durch Variation von bekannten Floskeln herkömmliche Bedeutungszusammenhänge hinterfragt.

Insgesamt besteht der Abend aus zwölf Stationen und ist ein gelungener Abschluss der Kagel-Spielzeit. Nach soviel Rückblick kann man allerdings gespannt darauf sein, was Therre und sein Ensemble für die nächste Spielzeit aushecken.

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