Textilmuseum: Was Fastentücher zeigen und verhüllen

Das Deutsche Textilmuseum verbindet ab Sonntag moderne Kirchenkunst mit historischen Textilien.

Krefeld. Im Deutschen Textilmuseum trifft ab Sonntag moderne Kirchenkunst auf historische Textilien. Unter dem Titel „Fastentuch modern“ zeigt das Museum prämierte Entwürfe des Wettbewerbs „ars liturgica“ 2012. Gefragt war der Entwurf eines Fastentuchs für die Kirche Heilig-Kreuz in Gladbeck-Butendorf.

Fastentücher sind fester Bestandteil der Kirchenausstattung in der Vorosterzeit. Die etwa 1000-jährige liturgische Tradition sieht vor, den Altar oder den Chorbereich einer Kirche zu verhängen und somit den Blicken der Gemeinde zu entziehen. „Der Wettbewerb hat das Ziel, Kirchenräume mit moderner Kunst im liturgischen Bereich auszustatten“, sagt Jurymitglied Annette Paetz genannt Schieck, Direktorin des Deutschen Textilmuseums.

Der erste Preis ging an die Aachener Textilkünstlerin Claudia Merx. Ihr fast zwölf Meter langes Fastentuch, das nun jedes Jahr in der 40-tägigen Vorbereitungszeit auf Ostern in der Kirche aufgehängt wird, steht im Zentrum der Ausstellung. Merx spielt mit der Vorstellung von Verhüllen, Um- und Enthüllen. „Über seine religiöse Bedeutung hinaus ist das Fastentuch ein Kunstwerk. Eine Skulptur, die im sakralen Raum Nutzung findet“, sagt sie.

In Krefeld wird das spiralförmig genähte Leinentuch als lose hängendes Objekt drapiert. Der breite Überschlag des weißen, halbtransparenten Stoffes befindet sich auf der Rückseite, das schmale Ende läuft, auch wegen der mangelnden Höhe des Raumes, auf dem Boden aus. Die schattenwerfenden Nähte geben der abgelegten leeren Hülle Volumen und Struktur.

Die bis zum 26. Januar laufende Ausstellung präsentiert neben dem Siegerentwurf den zweiten und dritten Preis, die Entwürfe von Dorothée Aschoff aus Neustadt und Sebastian Richter aus Halle. Elf weitere der 51 eingereichten Wettbewerbsbeiträge werden mit Fotos und Texten dargestellt.

Bei den meisten Arbeiten spielt Violett, die Farbe der Fastenzeit, eine Rolle. Purpur oder Scharlach waren die kostbarsten Farbstoffe in der Antike. In einer Vitrine im oberen Geschoss erfährt der Besucher mehr über ihre Bedeutung für die Kirche.

Neu im Textilmuseum ist die Kombination mit historischen Stoffen. Historische Gewebe der eigenen Sammlung ergänzen die moderne Ausstellung. Den Arbeiten stehen Textilien wie ägytische Mumienbinden, spätantike Gewandfragmente, mittelalterliche Stickereien und frühneuzeitliche Kaseln (liturgische Gewänder) gegenüber.

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