Textilmuseum: Präzision auf hohem Niveau

Restauratoren zeigen Handwerk.

Krefeld. Präzision auf höchstem Niveau ist in der Restaurierungswerkstatt des Textilmuseums in Linn angesagt. Am Tag der offenen Tür bekamen die Besucher gestern eine Vorstellung von den Herausforderungen dieser Arbeit.

Bei kleinen Stoffstücken ist kein großer Aufwand nötig, um das Gewebe völlig plan auf den Tisch zu legen, wie Praktikantin Anna-Maja Lyko an einem Beispiel zeigt. Keine noch so winzigen Fältchen dürfen entstehen. Liegt der zu restaurierende Schaden aber mitten in einem großen Stück, klettert eine der Mitarbeiterinnen auf eine Arbeitsbrücke und "schwebt" bäuchlings über der Stelle, um aus dieser Position die gebogene Chirurgennadel durch den Stoff zu schieben. Von den Besuchern, die anwesend sind, wagt es niemand, selber in eine solche Position zu klettern.

Bei der Beratungsstunde in der Bibliothek wechselt gerade ein altes Schätzchen die Besitzerin. Irmgard Lindner, eine gelernte Schneiderin aus Krefeld, möchte einem zweiteiligen Kleid mit Samtjäckchen, das sie in den 50er-Jahren selbst genäht hat, ein ungewisses Ende im Kleidersack ersparen. Für Claudia Wisniewski vom Textilmuseum ist das historische Stück aus gutem Material ein schönes Anschauungsobjekt, das sie in der Arbeit mit jungen Leuten einsetzen kann: "Viele haben doch heute kaum mehr Ahnung von diesen Materialien und kennen den Unterschied zwischen Samt, Seide und Baumwolle nicht mehr."

Im Workshop für Kinder sind gerade drei Mädchen kreativ und entwerfen Mode für Ankleidepuppen. Zwei von ihnen, Laura Köhn (12) und Patrizia Onkels (13), haben sich in der Mode des 19. Jahrhunderts gekleidet, Hut und Spitzenschirm liegen auf der Seite. Sie gehören zur Biedermeier-Gruppe aus Linn. Für die jungen Damen ist es toll, historisch gekleidet zu sein, "vor allem, wenn die Röcke schwingen". gmk

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