Krefeld Telefonate mit Beethoven und Mozart

Das Parfenov-Duo spielte am Samstag bei der Silvesterserenade das Programm „Melodien und Tänze“ im Rittersaal der Burg Linn mit eher mäßigem Erfolg.

Krefeld: Telefonate mit Beethoven und Mozart
Foto: Mark Mocnik

Linn. Die Silvesterserenade auf Burg Linn steht bei den Liebhabern klassischer Musik hoch im Kurs. Auch in diesem Jahr war das Konzert wieder früh ausverkauft, weshalb man so viele Stuhlreihen wie möglich in den Rittersaal stellen musste. André Parfenov und Juliana Münch gaben sich die Ehre. Für Parfenov, der seit 1998 als Solopianist und Komponist am Theater Krefeld Mönchengladbach wirkt, war es ein Heimspiel. Seit 2009 spielt er mit der Geigerin als Duo-Partnerin.

„Melodien und Tänze“ haben sie für ihr Silvesterkonzert auf das Programm gesetzt. Mit einem spanischen Tanz von Manuel der Falla beginnen sie. Sie spielen gleichzeitig, mehr kann man über das gemeinsame Agieren auf den Instrumenten nicht sagen. Besser abgestimmt ist dagegen die unterhaltsame Moderation, die sich die beiden ausgedacht haben. Als roter Faden werden sich Telefongespräche mit Komponisten durch den Abend ziehen, durchaus auch zwischen Komponisten, denn als solcher tritt Parfenov mehrfach in Erscheinung.

Als nächstes Werk spielen die beiden den zweiten Satz aus der Violinsonate Nr. 2 von Maurice Ravel. Der Komponist gab ihm den Titel Blues. Münch entlockt ihrer Geige Klänge, die in den ersten Takten fast wie ein Banjo klingen, dann folgt eine Melodie, die stärker an Blues erinnert. Die üppige Staccato-Begleitung vom Flügel verfremdet den Blues und zeigt eine sehr frei verstandene Auffassung.

Münch plaudert aus dem Nähkästchen und aus der Zusammenarbeit mit einem Komponisten, über die sie sich sehr geehrt fühlt — auch wenn es nächtliche Anrufe des Kreativen bedeuten kann und er eine Geigenstimme ausprobieren lässt, die er gerade geschrieben hat. In einem fiktiven Telefonat, das Parfenov mit Ludwig van Beethoven führt, fragt Beethoven nach, was denn Jazz sei. Parfenov liefert dazu ein Hörbeispiel, indem er „Zur 1. Sinfonie von Beethoven“ den alten Meister in einer jungen Interpretation solo am Flügel darstellt. Dann erzählt Münch von einem Gespräch mit Mozart und dass sie ihm versprochen habe, die ganze Sonate zu spielen, nicht nur das Allegro, wie im Programm angekündigt und auch am Urtext zu bleiben.

Mit diesem Stück präsentiert das Parfenov-Duo einen leichten, auch leisen Mozart, klassisch im engsten Sinn der Musikgeschichte. Das Zusammenspiel gelingt besser. Witzig ist der Einstieg in das Telefonat zwischen Mozart und Prokofjev, bei dem Parfenov die Klingeltöne auf dem Flügel spielt.

Im Nachklang an den Streit der beiden Komponisten spielt das Duo, was Parfenov aus einem Werk von Prokofjev gemacht hat. Es ist wieder das Nebeneinander von Parfenov und Münch, jeder kämpft für sich. Kraftvoll, dynamisch geht es auch bei Stücken weiter, die ein häufigeres Bemühen um ein leises Spiel erlaubt hätten. Auch die Moderation „Zum Ende des Jahres gehört ein Nachdenken, deshalb etwas Ruhiges“ sorgt nicht dafür — inhaltlich schon mit dem „Piloten-Tango“ aus Parfenovs Ballett „Verlorene Kinder“.

Profanes und Heiteres vom anwesenden Komponisten schließt die Silvesterserenade. In „Erfolg und Blamage eines Installateurs“ verarbeitet er die Erfahrungen mit einem zweimaligen Wasserschaden in seiner Wohnung und als Zugabe mit einer Zahnarzt-Polka andere Erlebnisse.

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