Comedy/Kabarett Talente kämpfen um die Krefelder Krähe

An zwei Finalabenden traten sieben Nachwuchskabarettisten und ein Duo gegeneinander an. Auszeichnung im April.

Comedy/Kabarett: Talente kämpfen um die Krefelder Krähe
Foto: Jochmann (1), Bischof (1)

Krefeld. Wie beliebt der Wettstreit um den begehrten Kabarettpreis Krefelder Krähe ist, zeigte sich daran, dass sich 35 Nachwuchstalente beworben hatten. Schließlich bürgt die Krähe seit 13 Jahren für Qualität. Alle Nachwuchspreisträger legten eine steile Karriere hin.

Comedy/Kabarett: Talente kämpfen um die Krefelder Krähe
Foto: Jochmann (1), Bischof (1)

Vor zwei Jahren heimste das Duo Lumpenpack den Preis ein, zwei Jahre zuvor hatte Martin Zingsheim in der Gunst von Jury und Besuchern die Nase vorn. Auch diesmal erlebten die Besucher, die zu den beiden Finalabenden am Freitag und Samstag in den Kulturpunkt Friedenskirche gekommen waren, beste Unterhaltung. Krähenchef Stefan Erlenwein moderierte das kurzweilige Programm.

Während in den vergangenen Jahren die Favoriten auf den Preis — gemessen am Beifall für herausragende Auftritte — schon früh ablesbar waren, ist das Ergebnis von Fachjury, Krähenensemble und Publikum in diesem Jahr nicht vorhersehbar. Es fällt schon deshalb schwer, weil die sieben Solisten und das Duo allesamt hohes Können zeigten und darüber hinaus mit sehr unterschiedlichen und ausgefallenen Präsentationen aufwarteten. Entsprechend verteilt sind die Sympathien des Publikums und wohl auch die Einstufung durch die Jurymitglieder, bei denen Werte wie handwerkliches Können und Entwicklungsfähigkeit zu Buche schlagen.

Die Nachwuchstalente boten einen bunten Reigen vom politischen Wortkabarett bis zu Varianten des Musikkabaretts. Das hohe Niveau des Wettbewerbs wissen Kleinkunstfreunde zu schätzen — erneut waren beide Veranstaltungen mit jeweils 200 Besuchern ausverkauft.

Den „Eisbrecher“ am Freitag gab Markus Kapp, Diplom-Theologe aus Karlsruhe und Lehrer im Nebenberuf. In seinem furiosen Auftakt am Klavier befasste er sich mit der Vielfalt tierischer Sprache im alltäglichen Vokabular und kam zu des Pudels Kern: „Je länger eine Beziehung dauert, desto größer werden die Tiere — von Hase über Zicke bis dumme Kuh.“ Urkomisch seine Mickie-Krause-Interpretation „Zehn nackte Friseusen“ auf literarisch-österreichische Art.

Volker Weininger, mit dem Schwarzen Schaf von Moers dekoriert, bewirbt sich zum zweiten Mal um die Krähe. Der ehemalige Lehrer machte sich über seine frühere Zunft lustig und gab Schülerantworten zum Besten (Wie ging der spanische Bürgerkrieg aus? 3:1!). Seine Erkenntnis: „Die Unwissenheit der Schüler ist nix gegen die Dummheit der Erwachsenen.“ Ansonsten nahm er Vorurteile und Schubladendenken aufs Korn.

Ben Drummer überraschte mit einem völlig schrägen Auftritt mit Orgel- und Schlagzeug-Inferno sowie einem Eimer über dem Kopf. „Nimm du den Hund und das Kind, aber der Eimer ist meiner“, erläuterte er seinen Protestsong für die Frau, die ihn verlassen hat. Ebenso abgedreht auch seine Ode an die unbekannte Frau, die den Ventilator für die wehenden Haare von Helene Fischer hält.

Der vielseitige Berliner Lars Redlich schloss den ersten Abend mit einer Show aus Stand-up-Comedy und Musikkabarett ab. Noch ein gelernter Lehrer mit komischem Talent, der unter Pädagogen-Eltern gelitten hat. Er kokettierte auf Sächsisch in seiner Ballade über die schokobraune Granate Mandy aus Sachsen und animierte das Publikum zum Mitsingen des Hits „Lady in Black“’ von Uriah Heep auf Russisch, Türkisch und Schwyzerdütsch.

Der zweite Abend begann mit Musikkabarett des Schwaben Matthias Weiss am Klavier. Der unverbesserliche Weltverbesserer gab sich zunächst nachdenklich mit Schopenhauer: „Glücklich ist der, der sich selbst genügt.“ Dann entführte er das Publikum in die wunderbare Welt des Online-Datings und kam zu dem Schluss, dass sich Schwaben und Erotik gegenseitig ausschließen.

Roman Weltzien, Schauspieler aus Berlin, erklärte den Erfolg von US-Präsident Donald Trump. „Er hat eine sehr einfache Sprache — wie in der Sendung mit der Maus.“ Weltzien befürchtet, dass sich Deutschland derzeit von einem Volk der Dichter und Denker zu einem aus Patrioten und Praktikanten entwickelt und legte offen, dass schon Kinderlieder vor falschen Fakten strotzen — urkomisch.

Der junge Dichter und Liedermacher Jakob Heymann beschäftigt sich in seinen Texten mit den Absurditäten des Alltags. Wortgewandt und facettenreich schlüpfte er mit Hilfe von Mitteln wie Mütze und Sonnenbrille in verschiedene Rollen und passte ihnen seine Sprache an, leicht, melancholisch oder scharf. Mit seinen eigenwilligen Interpretationen beleuchtete er die Höhen und Tiefen des Lebens und machte nachdenklich.

Zum Schluss des komödian-tischen Reigens verbreiteten Henning Ruwe und Martin Valenske mit scharfzüngigem politischem Kabarett subtilen Humor und ausgelassene Heiterkeit, bis dem Publikum das Lachen im Hals steckenblieb.

Zum Beispiel, als beide eine Auszeichnung für das Mittelmeer in der Flüchtlingspolitik reklamierten: „Es nimmt die meisten Flüchtlinge auf.“

Pointiert und selbstironisch widmeten sie sich der Politik weltweit — von Trump bis zur CDU, die sich zunehmend an ihrer asozialen Schwester CSU orientiere. Aber was seien schon ausufernde Kosten für Flüchtlinge, den Berliner Flughafen oder ein Glasdach in Krefeld.

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