Theater Studenten entwerfen das Lohengrin-Plakat

In einem Kurs an der Hochschule sind 17 Vorschläge erarbeitet worden. Das Theater hat sich nun für einen Gewinner entschieden.

Theater: Studenten entwerfen das Lohengrin-Plakat
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Eine geglückte Zusammenarbeit: Ein Kurs an der Hochschule Niederrhein hat Plakate für die Aufführung der Oper Lohengrin am Stadttheater entworfen. Dem Generalintendant des Theaters, Michael Grosse, und dem Operndirektor, Andreas Wendholz, wurden bei einem Treffen mit Studenten 17 Vorschläge präsentiert. Ihre Wahl fiel auf die einzige Teamarbeit, die von Daria Kyreyeva und Marvin Katrinski vorgestellt wurde.

Daria Kyreyeva und Marvin Katrinsk zum Beispiel haben die weibliche Hauptfigur Elsa in den Mittelpunkt gesetzt. Ihr Haupt ragt von oben in eine hellblaue Fläche hinein, und natürlich zeigt sie einen langen schlanken Schwanenhals.

Aus ihrem Schopf gleiten leise ein paar Federn nach unten. „Sie steht für Weiblichkeit, für Naivität und Leichtigkeit, aber auch für Flausen“, erklärt Daria. Sie bezieht sich damit auf die Vorgaben der Inszenierung, die das Stück in die Gegenwart setzt. Mit einem Schriftzug in Fraktur — Lohengrin — schafft das Plakat einen Gegensatz dazu. Das männliche Element wird quasi auf das weibliche drauf gesetzt. Dieser Entwurf überzeugte vor allem deswegen, weil er auch Raum für die Fantasie lässt: „Das Plakat ist assoziativ und poetisch“, sagte Intendant Michael Grosse. Er war sich mit Operndirektor Andreas Wendholz einig. Und auch Professor Erik Schmid vom Fachbereich Design und Dekanin Nora Gummert-Hauser hatten diesen Entwurf zu ihren Favoriten gezählt.

Wer die romantische Oper kennt, hört beim Betrachten dieses Entwurfs vielleicht das Vorspiel mit seinen leichten Tönen. Die beiden Krefelder Studenten erhalten ein Preisgeld von 500 Euro und das Vergnügen, ihren Vorschlag bald überall in der Stadt plakatiert zu sehen. Und sie sind mit ihren Kommilitonen zur Generalprobe am Gründonnerstag eingeladen. Für viele die erste Gelegenheit, die ganze Oper zu erleben. „Wir haben uns eingehört und eingelesen“ berichteten Daria und Marvin. „Sie sind tief in die Materie eingestiegen“, sagte Erik Schmid, „das sieht man dem Entwurf an.“ Um überhaupt ein Gefühl für Bühne zu wecken, ist der Design-Professor mit den jungen Leute in „Schuld und Sühne“ gegangen.

Andere Vorgaben kamen vom Theater. Operndirektor Wendholz hat das Regie-Konzept vorgestellt und den Studierenden erzählt, dass Thomas Mann Wagners Töne „blaue Musik“ genannt habe. So findet sich denn in den beeindruckenden Entwürfen viel Blau, in zahlreichen Schattierungen. Viele haben auch die Federn hineingenommen.

Mal schwebt eine in sonnenuntergangs-orange zwischen Himmel und Erde; mal ruht ein hellblauer Schwan auf schwarzen Federn, die willkürlich verstreut sind. Ganz abstrakt und reduziert war der Entwurf eines Briefes, auf der alle Stellen bis auf die knappsten Angaben zur Aufführung geschwärzt sind. Hier ist der Bezug zur Zensur deutlich: Dass Elsa nicht nach seinem Namen fragen darf, findet häufig Niederschlag. „Nie sollst Du mich befragen . . .“ ist eine der Arien aus der Oper, die durch dieses Plakat mit Stasi-Akten in Korrespondenz tritt.

Lohengrins schillernde Rüstung, verbale Appetizer oder ein schwarzes Loch mit romantischem Himmel, teure Purpurfarbe oder gepinselte Schriften sind ein paar der sehr eindrucksvollen Ideen.

Eine Studentin wählte einen Luftballon-Schwan, der von einer Nadel von unten bedroht scheint. Daraus ließ sich vortrefflich eine Zusammenfassung wie bei Loriot formulieren: „Erst kommt ein Schwan, und am Ende knallt es“. Operndirektor Wendholz dankte den Studenten: „Das war sehr spannend.“

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