Streifen von Daniel Buren in Privathaus

Neue Eigentümer entdecken im früheren Haus von Johannes Cladders moderne Kunst.

Streifen von Daniel Buren in Privathaus
Foto: Dirk Jochmann

Ob es wegkann oder doch Kunst ist, hat nie jemand gefragt. Denn die vertikalen gelben Streifen an der Wand neben und über dem Fenster sind von Daniel Buren. Von jenem Künstler, den man der analytischen Malerei und der Konzeptkunst zuzählt. Streifen sind das Markenzeichen von Buren (geb. 1938 in Paris) und oft im öffentlichen Raum zu finden. Beispielsweise im Garten des Palais Royal in Paris. Aber eben auch in einem Krefelder Privathaus an der Martinstraße.

Streifen von Daniel Buren in Privathaus
Foto: Dirk Jochmann

Darin lebte die Familie Cladders, zuerst der Maler Johannes Cladders (1881 -1975) mit seiner Familie, später sein Sohn Johannes Cladders (1924 - 2009) samt Familie. In Krefeld kennt man den jüngeren Cladders als Assistent von Museumsdirektor Paul Wember am Kaiser-Wilhelm-Museum. 1967 eröffnete Cladders seine erste Ausstellung als Museumsleiter in Mönchengladbach mit Joseph Beuys. Bereits 1971 stellte er Arbeiten von Daniel Buren aus, 1975 noch einmal.

In der Kunstwelt gilt Johannes Cladders als der Entdecker von Buren, der danach dreimal auf der Documenta vertreten war. Dass er bei seinem Entdecker schon 1971 die Streifen auf die Wand brachte, erscheint nur folgerichtig. Die Söhne von Johannes Cladders, beide nicht mehr in Krefeld lebend, erinnern sich, dass Buren auch 1975 zum Nacharbeiten wieder im Haus war.

Edmund Kronenberg erinnert sich noch gut an andere Werke berühmter Künstler, mit denen ein ganzes Zimmer ausgestattet war. Ob das Werk nun wieder restauriert wird, entscheidet sich bald. Gerade wird das Haus nach einem Besitzerwechsel renoviert, und der neue Eigentümer aus der Kronenberg-Familie will es bald vermieten. Aber was ist mit der Wand zu tun? „Sie sollten die Chance nutzen, die Wand so zu erhalten“, sagen eigens aus Mönchengladbach angereiste Museumsleute. Restauratorin Christine Adolphs prüft mit einem Wattestäbchen vorsichtig, ob sich zu lösender Staub auf der Oberfläche befindet. „Eine trockene Oberflächenreinigung würde schon wirken“, sagt sie über die Wirkung. Von der Möglichkeit, mit Watte und Spucke — Speichel löst Enzyme — die Fläche zu bearbeiten rät sie ab.

Den angesammelten Staub der Jahrzehnte hatte Johannes Cladders nicht gemeint, als er forderte: „Schüttelt Staub ab.“ Unter diesem Zitat wird am Sonntag, 3. Dezember, ins Mönchengladbacher Museum Abteiberg zu Vorträgen und Gesprächen eingeladen. Diese Veranstaltung gehört zu der seit September und noch bis Mitte Februar 2018 laufenden Ausstellung „Räume, Werke, Vergegenwärtigungen des Antimuseums 1967 - 1978“, die im Titel „Von da an heißt.“ Damit wird Bezug genommen auf Daniel Burens berühmten Titel „A partir de là“ von 1975.

Die Kunsthistorikerin Susanne Rennert und der Künstler Olivier Foulon sind Kuratoren der Ausstellung. Beide waren jetzt auch in Krefeld und zeigten sich angetan von der gestreiften Wand. „Das ist ja ein einmaliger Raum“, sagte Susanne Rennert und entdeckte in einem anderen Raum noch eine Farbe, die die Fachleute spekulieren ließ.

Eine Zimmerdecke ist in dem Blau erhalten, das an Yves Klein erinnert. Aber um da eine eindeutige Zuordnung zu treffen, muss erst noch recherchiert werden. Die Buren-Wand ist jedoch ohne Zweifel, sie wird wohl, wenn Fachleute gefunden sind, gereinigt werden. Obwohl, Olivier Foulon könnte sich vorstellen, dass man Buren um Rat fragt. Und der könnte sogar alles noch mal erneuern. Jedenfalls werden die demnächst einziehenden Mieter mit hochkarätiger Kunst leben, und bei etwaigen Besucherfragen, ob das wegkönne, besserwissend lächeln.

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