Spotlight auf das Kaiser-Wilhelm-Museum

Durch die Sanierung der Häuser Lange und Esters werden 2018 sechs Ausstellung in der Stadtmitte präsentiert. Auch die Anfangsjahre des Hauses werden thematisiert.

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Foto: abi

Krefeld. Das Abenteuer geht weiter. Auch 2018 wird das Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) im Fokus des Ausstellungsprogramms stehen. „Alles passiert hier“, sagt Museumsdirektorin Katia Baudin bei der Vorstellung des Programms für das kommende Jahr. Hintergrund ist die Sanierung der Häuser Lange und Esters, die ab 15. Januar für mehrere Monate geschlossen werden. Damit wird das Kaiser-Wilhelm-Museum vorübergehend zur alleinigen Spielstätte der Kunstmuseen. Das sei eine wunderbare Gelegenheit, an den Aufschwung seit der Wiedereröffnung anzuknüpfen, findet Baudin.

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Unter dem Leitmotiv „Kunst und Weben“ werden sechs Ausstellungen gezeigt, deren Ausgangspunkt meist in den Ursprüngen der Museumsgeschichte liegen. Den Auftakt macht ab 23. März (bis 24. Juni) der dänische Künstler Christian Falsnaes (geboren 1980), der in Krefeld seine erste große Museumsausstellung verwirklichen wird. Wichtiges Stichwort seiner Kunst ist die Partizipation. Das bedeutet, dass die Besucher auf verschiedene Weise aktiven Anteil an der Entstehung der Kunstwerke haben.

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Meist sind es verschiedene Strategien, mit denen sie unmittelbar in eine Aktion oder Handlung verstrickt werden. Dieses Konzept hat sich seit den 1950er Jahren auf vielfältige Weise entwickelt. Gerade in der Geschichte der Kunstmuseen gibt es diesbezüglich eine lange Tradition, man denke nur an Yves Klein, Joseph Beuys oder Franz Erhardt Walter. „Es gibt viele Anknüpfungspunkte“, sagt die stellvertretende Direktorin und Kuratorin der Ausstellung, Sylvia Martin. Nicht zufällig wird die Schau in der zweiten Etage zu sehen sein, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Beuys-Räumen.

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Katia Baudin, Museumsleiterin

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Neben bereits bestehenden Arbeiten, wie den „Portraits“, die der Künstler aus zerschnittenen Kleidern von Besuchern gefertigt hat, wird Falsnaes in zwei Räumen neue ortspezifische Arbeiten entwickeln.

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An die vor wenigen Monaten erfolgte Schenkung des französischen Designerduos Domeau & Peres knüpft die Ausstellung „Von der Idee zur Form. Domeau & Peres: Dialoge zwischen Design und Handwerk“ an (18. Mai bis 14. Oktober). Rund 50 Objekte gehören zu der Schenkung. Eine Auswahl daraus wird mit älteren Sammlungsbeständen, in denen die Verknüpfung von bildender und angewandter Kunst auf vielfältige Weise sichtbar wird, in einen Dialog gebracht.

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Foto: Domeau & Pérès, Bik van der Pol

Außerdem wirken Studenten des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein mit, die dafür die Ausstellungsarchitektur und das Grafikdesign entwickeln.

Zwei weitere Ausstellungen knüpfen ebenfalls an die Anfangsjahre des KWMs an. „Das Praktische und das Ideale“ (18. Mai bis 14. Oktober) ist dem 150. Geburtstag des Künstlers Peter Behrens gewidmet, der vom Jugendstil bis zur Moderne eine erstaunliche Entwicklung durchmachte und für Architekten wie Mies van der Rohe oder Walter Gropius ein wichtiger Lehrer war.

Seine umfangreiche Korrespondenz mit KWM-Gründungsdirektor Friedrich Deneken bildet die Grundlage für eine Schau, die Behrens Weg vom Jugendstil-Künstler zum modernen Industrie-Designer nachzeichnet.

250 Werke befinden sich im Bestand des Museums, sie werden jetzt für die Ausstellung komplett restauriert. An der Präsentation der Schau sind ebenfalls Studenten beteiligt, diesmal von der Peter Behrend School of Arts in Düsseldorf. Kuratorin Magdalena Holzey bereitet noch eine weitere Ausstellung vor, die thematisch unmittelbar daran anknüpft.

„Auf Freiheit zugeschnitten. Das Künstlerkleid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellschaft“ (12. Oktober bis 24. Februar 2019) heißt die Schau, die einen ganz besonderen Aspekt der Reformbewegung um 1900 aufgreift. Das sogenannte Künstlerkleid befreite die Frauen vom Korsett und führte zu einer Neudefinition des weiblichen Körpers und der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Die erste Ausstellung zum Thema Künstlerkleid fand in Krefeld statt. Von hier aus gab es enge Kontakte zu weiteren Zentren der Bewegung in London, Glasgow, Wien und Paris. Mit originalen und nachgeschneiderten Kleidern dürfte diese Schau auch viel fürs Auge bieten.

Seit 1980 ist Volker Döhne an den Kunstmuseen Krefeld als Fotograf und Grafiker tätig. Dass der ehemalige Student der berühmten Becher-Klasse seitdem parallel ein spannendes künstlerisches Werk entwickelt hat, soll jetzt in einer retrospektiv angelegten Einzelausstellung deutlich werden. „Volker Döhne. Sucher und Finder“ wird vom 16. November bis 14. April 2019 gezeigt. Döhne ist auch an dem neuen Format „Sammlungssatelliten“ beteiligt, dass zweimal jährlich stattfinden soll. Während der Sanierung der Mies-Villen sollen diese im öffentlichen Raum durch Fotografien Döhnes auf Litfasssäulen und Werbeflächen präsent bleiben. Es ist ein gemeinsames Projekt der Kunstmuseen mit dem Stadtmarketing als Vorstufe zum Bauhausjahr 2019. Den Auftakt der Satelliten-Reihe macht das niederländische Künstlerduo Bik van der Pol (16. November bis 14. April 2019). Es wird sich im KWM mit einzelnen Aspekten der Sammlung auseinandersetzen und daraus Aktionen entwickeln, in die auch das Publikum mit einbezogen wird.

„Museum vielfältig erleben“ hat sich auch die Museumspädagogik unter der Leitung von Thomas Janzen auf die Fahnen geschrieben. Mit dem Studio 2, dem umfangreichen Programm für Kinder und Jugendliche, vor allem aber mit dem monatlichen „Kunstimpuls“ ist der Kontakt zu den Besuchern intensiviert worden. So sind zu den acht Abenden des Kunstimpulses bisher rund 4000 Besucher gekommen.

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