Serie "Schlaglichter der Sammlung": Einmaliges Jugendstil-Schmuckstück

Kunsthandwerker Emile Gallé schuf um 1900 eine zierliche Glasvitrine mit vielen floralen Elementen.

Krefeld. Als elegantes Einzelstück könnte man sie sich auch im heimischen Wohnzimmer vorstellen. Die zierliche Glasvitrine mit floralem Dekor zählt jedoch zu den Kostbarkeiten der Jugendstil-Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums.

Dieses um 1900 entstandene Stück des französischen Kunsthandwerkers Emile Gallé kam erst spät in das Haus am Karlsplatz. „Paul Wember hat es 1964 für die bestehende Jugendstilsammlung erworben“, sagt Sabine Röder von den Kunstmuseen. Es zeichnet Wember aus, dass er noch zu diesem Zeitpunkt, als er mehr und mehr die zeitgenössische Avantgarde in sein Haus holte, auch die historische Sammlung im Blick hatte.

Röder beschreibt Gallé als vielseitig begabten Mann: „Er war als Kunsthändler erfolgreich und als Glaskünstler tätig.“ Zwei entsprechende Arbeiten befinden sich ebenfalls in der Sammlung. Dazu gehört die Glasschale „Primula veris“, die bereits von Friedrich Deneken, dem Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Museums, um 1900 erworben wurde. Deneken interessierte sich sehr für die damals ganz neue Bewegung des Jugendstils und begann, Werke zu sammeln.

Gallé, der aus Nancy stammt, gründete 1901 gemeinsam mit René Lalique und den Gebrüdern Daum in seiner Heimatstadt die École de Nancy, die zu einer Hochburg der Jugendstil-Glaskunst wurde.

Besondere Gläser zu präsentieren und aufzubewahren war sicher auch Zweck dieser Vitrine, die aber selbst ein Kunstwerk ist. Aus drei verschiedenen Hölzern — Nussbaum, Birnbaum und Ahorn — ist sie gearbeitet, wobei die den Jugendstil charakterisierenden floralen Elemente vorherrschen.

Röder weist auf die Felder mit den schönen Intarsienarbeiten hin: „Überall findet man Pflanzenmotive.“ Auch die oben und unten angebrachten, elegant geschwungenen Zierleisten bestehen aus floralen Ornamenten. E Ein besonderes Detail ist die zierliche Säule, die die beiden Abstellflächen für Ausstellungsstücke miteinander verbindet. „Sogar sie ist als Blütenstängel geformt“, erklärt Röder.

Mit den Maßen 148 mal 64 mal 46 Zentimeter ist die Vitrine zierlichen Umfangs und kann nur begrenzt Kostbarkeiten zeigen.

So sind in ihr bei verschiedenen Ausstellungen zerbrechliche Blütengläser von Karl Koepping präsentiert worden, einmal aber auch eine kleine Skulptur von Rodin. „Das war ein guter Kontrast zu dem eher verspielten Charakter“, findet Röder. Doch auch als leeres Schränkchen ist sie ein einmaliges Schmuckstück, wie es heute wohl kaum mehr zu finden ist.

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