Schwebende Formen aus Stahl

Die Galerie Christian Fochem zeigt feingliedrige Skulpturen von Günther Zins. Der Effekt der Arbeiten ist verblüffend.

Schwebende Formen aus Stahl
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Sie wachsen aus der Wand heraus oder versinken im Boden. Die feingliedrigen Edelstahlskulpturen von Günther Zins sorgen in der Galerie Christian Fochem an der Wallstraße für ungewöhnliche Seherlebnisse.

Lineare Raumkörper nennt der in Kleve lebende Künstler seine Arbeiten, für die er oft geometrische Formen wählt. Aus zunächst linearen Edelstahlelementen entstehen Würfel und Quader, die eigene Räume definieren. Darüber hinaus ist für Zins der Bezug zum umgebenden Raum wichtig, eine Symbiose wird angestrebt.

Der Künstler vertraut auf die Sehgewohnheiten, und er spielt auch damit. So genügen ihm manchmal fragmentarische Körper, die der Betrachter vor seinem inneren Auge vollenden kann. Sehr gut lässt sich das bei den Wandarbeiten beobachten. So scheinen die Edelstahlstäbe an einer Stelle wirklich aus der Wand herauszuwachsen, die Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität verwischen.

Mit Durchdringungen und Schichtungen gleich mehrerer Elemente fordert der Künstler das Auge weiter heraus. Während ein kleiner Würfel, der in einen größeren geschoben ist, noch vergleichsweise klassisch wirkt, gibt es bei den Wandarbeiten Spektakuläreres zu sehen. So befinden sich dort vier rechteckige Basiselemente, auf die leicht versetzt jeweils ein weiteres aufgesetzt wurde. Die feingliedrigen Körper streben von der Wand weg in den Raum, sie scheinen fast von selbst zu schweben.

„Schwebend, japanisch“ hat Zins dieses Werk genannt und weist damit auf eine wichtige Inspirationsquelle hin. In einem alten Buch über japanische Architektur hat er ein Bodenmuster entdeckt, das in diese Arbeit eingeflossen ist. Die Klarheit und Strenge dieser Formen begeistern den Künstler, zugleich ist er immer wieder auf der Suche, diese Strenge zu durchbrechen.

So experimentiert er auch mit gebogenen Linien, was zu besonderen Ergebnissen führt. Wieder sind es vier Elemente, die an der Stirnwand der Galerie kreisförmig angeordnet sind. Durch die Biegung der Körper und ihre Platzierung bildet sich auf der Wand eine Kreisform. Die Skulptur insgesamt suggeriert dem Auge starke Dynamik, obwohl sich nichts bewegt.

Was die Arbeiten von Günther Zins so spannend macht, sind die zwei Pole, zwischen denen er sich bewegt: Reduktion auf der einen, Irritation und Spiel auf der anderen Seite.

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