Schlussapplaus: Frederik Leberle bereut keinen einzigen Tag

Statt in eine Kanzlei hat es Frederik Leberle auf die Bühne verschlagen. Nun verlässt er Krefeld.

Krefeld. Eigentlich wollte er Jurist werden. Doch bereits während des ersten Staatsexamens wusste Frederik Leberle, dass er nicht im Gerichtssaal sondern auf einer Bühne agieren wollte. "Ein Plädoyer zu halten, hat etwas mit Theaterspielen zu tun. Umgekehrt muss man auch als Schauspieler manchmal seine Position verteidigen", sagt er mit Blick auf seine berufliche Kehrtwende.

Bereits als Jugendlicher begeisterte sich der gebürtige Hamburger, dessen Vater aus Wien stammt, für Theater und Film. An der Schauspielschule in Frankfurt absolvierte Leberle eine vierjährige Ausbildung. Im Vergleich zum Jura-Studium fand er die Verhältnisse an der Schauspielschule zunächst chaotisch. "Aber ich habe keinen Tag bereut."

Mit einer sorgfältigen Sprechausbildung hat er dort die für ihn wesentlichen Grundlagen gelernt. "Das Werkzeug des Schauspieler ist nun mal die Sprache", betont Leberle. Seine klare Diktion und das warme Timbre werden auch im privaten Gespräch deutlich, sie sind neben seiner äußeren Erscheinung Merkmale einer starken Bühnenpräsenz.

So verwundert es nicht, dass Intendant Jens Pesel den Schauspieler 2008 von Wuppertal weg nach Krefeld engagierte. Seine erste Rolle hier zählt zu seinen Favoriten. In "Dantons Tod" spielte er den jungen Revolutionär Desmoulins, der mit Danton auf der Guillotine endet. Seitdem ist Leberle in vielseitigen Rollen zu sehen gewesen. Die Spannbreite reichte vom Truffaldino ("Diener zweier Herrn") bis zum Hamlet, auch Auftritte in Musicals wie "Swinging St.Pauli" oder "Avanti Dilettanti!" gehören dazu.

Bei jeder Rolle versucht Leberle, sich intensiv in den Charakter hineinzudenken. "Man muss einen Weg für sich finden. Gerade bei einer komplexen Figur wie Hamlet gibt es nicht die perfekte Interpretation", sagt er. Auch zeitgenössische Stücke wie "Homefront" schätzt Leberle sehr. Die Rolle des Sean, der gegen die Lebenslüge des Vaters aufbegehrt, zählt zu seinen Lieblingsrollen.

Ein besonders intensives Spiel mit den Kollegen erfordert auch das aktuelle Stück "experiment. prisoner 891 did a bad thing". "Da ist wie im Sport viel Teamgeist notwendig", sagt Leberle, der privat viel Basketball gespielt hat. Zurzeit probt er die Rolle des Bankiers Kesselmeyer in den "Buddenbrooks". Am 12. Juni ist Premiere - es wird Leberles letzte in Krefeld sein, denn im Sommer endet sein Vertrag hier.

Etwas Neues ist in Aussicht, doch bevor es ganz konkret ist, möchte er nicht darüber reden. Dass viele Theaterbesucher seinen Weggang bedauern werden, freut ihn und lässt ihn positiv zurückblicken: "Ich hatte hier wirklich eine tolle Zeit. "

Letzte Auftritte: 11. Juli in "experiment", 16. Juli in "Buddenbrooks".

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