Schätze im Magazin: Wundersame Wege einer Büste

Keiner weiß, wie die Skulptur auf dem Dachboden der Burg Linn gelandet ist.

Krefeld. Es gibt ein altes Foto im Stadtarchiv, auf dem Bronzeskulpturen unterschiedlicher Art versammelt sind. Das Bild stammt vom Abend vor der Schmelze, denn das Metall sollte für die Kriegsführung im Dritten Reich verwendet werden. Also verabschiedete man sich patriotisch von den Figuren der Deutschen Geschichte - Bismarck war darunter und der Komponist Carl Wilhelm.

Doch auf wundersamen Wegen fand die Büste Wilhelms ihren Weg in das Museum Burg Linn. Auf dem Dachboden steht sie nun etwas verstaubt. Und hofft vielleicht auf ihren nächsten Transport in die ersehnte stadtgeschichtliche Abteilung.

Doch einstweilen teilt der bronzene Wilhelm sich die Dielen über dem Rittersaal mit einer Gedenktafel aus dem 19. Jahrhundert, auf der die Förderer des Heimatmuseums gelistet sind. Vis-à-vis steht die gesamte Wohnungs-Einrichtung eines Patroneurs, der 2002 verstarb. "Wir wissen nicht, wie die Büste hierher kam", sagt Christoph Reichmann. Der Leiter des Museums vermutet, dass sie zunächst im Kaiser-Wilhelm-Museum lagerte und dann nach Linn kam.

Der Porträtierte wurde in Krefeld berühmt, denn hier vertonte er die "Wacht am Rhein": "Es braust ein Ruf wie Donnerhall." 1840, also im Biedermeier, nach dem Wiener Kongress und vor der Märzrevolution, hatte Max Schneckenburger flammend gedichtet. 14 Jahre später schrieb Carl Wilhelm die Noten dazu.

Das Lied wurde zur Silberhochzeit des Prinzen und späteren Kaisers Wihelm I. am 11. Juni 1854 aufgeführt. Auf Sängerfesten wurde es gesungen und beim Zug ins Feld, etwa im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Nach Carl Wilhelm wurde auch eine Straße in der Krefelder Innenstadt benannt; Wilhelm leitete von 1841 bis 1864 die hiesige Liedertafel. Er verstarb am 26. August 1873 in seinem Geburtsort Schmalkalden.

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