Romantische Klaviermusik bei Kawai

Pianist Eugen Indjic eröffnete mit anspruchsvollem Programm den Meisterkurs.

Krefeld. Die Differenziertheit romantischen musikalischen Ausdrucks spiegelt sich in der Vielfalt der Klaviermusik Chopins, Schumanns und Liszts. Mit einem anspruchsvollen Programm eröffnete der aus Belgrad stammende amerikanisch-französische Pianist Eugen Indjic im Rahmen der Kawai-Konzerte den Klavier-Meisterkurs, der in Zusammenarbeit mit der Musikschule Krefeld stattfindet.

Romantische Klaviermusik in ihrem Facettenreichtum, das war das Programm des Abends. Eugen Indjic spielte im ersten Teil Musik von Frédéric Chopin: Nocturne c-moll; Ballade f-moll, drei Mazurken und das Scherzo cis-moll, op. 39. Indjic interpretierte die Agogik der Stücke sehr frei, ließ die Läufe in der hohen Lage des Flügels wie Kristalle perlen und setzte sie in einen harten Gegensatz zu den akkordvirtuosen Partien.

Die Melancholie des Komponisten drückt sich in seiner am volkstümlichen Tanz orientierten Rhythmik ebenso aus wie an der Gegensätzlichkeit der Thematik und harmonischen Differenziertheit des nachdenklich-traurigen Scherzos cis-moll, op.39. Wie verzweifelt muss Chopin in der Erinnerung an seine polnische Heimat gewesen sein, die er, nachdem er sie verlassen hatte, nicht mehr wieder gesehen hat. Dieser inneren Verzweiflung des Komponisten gerecht zu werden, fiel dem Pianisten etwas schwer.

Im zweiten Teil des Konzertes erklangen die „Davidsbündler-Tänze“ op. 6 von Robert Schumann. Die elf Gefühlsminiaturen, die Schumann zu einem Zyklus zusammenbündelt, verknüpfen humoristisch gedachte Empfindungen, zarte und rasche musikalische Gedanken miteinander, die die spontanen Gefühlsschwankungen der „Davidsbündler“, wie Schumann seinen Freundeskreis nennt, ausdrücken. Auch hier verschwimmen einige Passagen, die einzelnen Stücke des Zyklus bleiben merkwürdig undifferenziert, obwohl Schumann spannende Gegensätze komponiert hatte.

Teuflisch virtuos dann der „Mephisto-Walzer“ Nr. 1 von Franz Liszt. Immer wieder setzte sich Liszt mit der dämonischen Gestalt des „Faust“ und seinem Gefährten „Mephisto“ auseinander. Mephistophelisch schwer sind die virtuosen Passagen, die rasenden Läufe, die Akkordkaskaden in abrupten Gegensätzen.

Kraftvoll donnernd realisierte Indjic dieses virtuose Kraftstück, teuflisch schwierig dieses Klavier- Bravourstück des Komponisten, der zu seiner Zeit die Klaviermusik revolutionierte.

Überaus herzlicher Beifall des zahlreichen Publikums und zwei Zugaben.

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