Premiere: Vom düsteren Wien zu Chinas Farbenpracht

Fernöstliche Kulissen und zeitlose Evergreens bietet Franz Lehárs Operette „Land des Lächelns“.

Krefeld. Einige Arien aus Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ sind Evergreens: Das Bekenntnis des verliebten Prinzen Sou-Chong, „Dein ist mein ganzes Herz“, wurde in den 1930er Jahren sogar zum Welthit. Ein Wiederhören mit den Klassikern gab es am Samstag im Theater.

Jakob Peters-Messer nutzt für seine Inszenierung die Fassung der Uraufführung von 1929 mit einem Text von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda. Die romantische Operette kommt — ungewöhnlich genug — ohne Happy End aus. Von einer unglücklichen Liebe wird erzählt: Die Wienerin Lisa (Janet Bartolova) wird von den Herren der Gesellschaft umschwärmt, doch sie hat nur Augen für den chinesischen Prinzen Sou-Chong (Michael Siemon), der in diplomatischen Diensten im fernen Westen steht. Später folgt Lisa ihm nach Peking, doch in der fremden Kultur, mit unterschiedlichen Erwartungen, können beide nicht glücklich werden.

Sehr kontrastreich hat Markus Meyer Bühnenbild und Kostüme gestaltet. Die zwei Welten bilden auch optisch starke Gegensätze. Doch ob Wien, gezeichnet als schwarzer, zweigeschossiger Türen-Halbkreis und bevölkert mit düster gewandeten Herrschaften, eine so farblose Gesellschaft war, kann bezweifelt werden. Überzeugender ist die chinesische Welt: Eindrucksvoll erhebt sich die große Kulissenwand mit dem Drachen, dem kaiserlichen Symbol. Abgehoben vom irdischen Boden und dem Fußvolk ist darin der Thron montiert.

Stimmlich bewegen sich die drei Hauptdarsteller auf hohem Niveau, schauspielerisch fällt Siemon deutlich ab. Er steht meist wie ein Denkmal auf der Bühne, als wäre er für eine konzertante Aufführung engagiert worden. Bartolova und Carlos Petruzziello in der Rolle des Gustl sind weitaus lebendiger. Schönstes Spiel und Gesang bietet Gabriela Kuhn als Prinzessin Mi bei ihrer interkulturellen Auseinandersetzung mit der Mode und ihren Balanceakten auf Stöckelschuhen.

Der Theaterchor und die Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Alexander Stei-nitz schaffen den musikalischen Rahmen, der authentische Klangfarben durch ein chinesisches Schlagwerk erhält. Am Ende langer Applaus.

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