Premiere: Viva la Mamma! - Ohne Geld kein Theater!

Regisseur Tombeil spielt in der Donizetti-Oper auf die bedrohliche Situation der Kultur an.

Krefeld. Ohne Geld kann es kein Theater geben. Die altbekannte Problematik, die Gaetano Donizetti schon 1827 in seiner Oper "Viva la Mamma!" sehr humorvoll verarbeitet hat, bekommt in der Inszenierung am Krefelder Theater einen bitteren Beigeschmack. Als die Künstler im Stück erfahren, dass es keine städtischen Zuschüsse gibt, verlassen sie einfach die Bühne, das Licht im Zuschauerraum geht an, das Spiel ist aus.

Regisseur Christian Tombeil unterstreicht mit diesem drastischen Schluss die bedrohliche Lage, der die Kultur heute ausgesetzt ist. Ein wichtiges Signal, das dem überdrehten Stoff noch etwas Ernsthaftigkeit verleiht. "Die Sitten und Unsitten des Theaters" lautet der Untertitel der Oper und von denen bekommt man zunächst reichlich zu sehen.

Eine fahrende Theatertruppe kommt durch den Zuschauerraum auf die Bühne, um ein Stück zu probieren. "Romulus und Ersilia" heißt das Werk, in dem die Sänger glänzen möchten. Allen voran die Primadonna Corilla (Isabelle Razawi), die gleich mit einer brillanten Arie zeigt, wer hier das Sagen hat.

Scharfen Gegenwind erfährt sie von der zweiten Sängerin Luigia (Janet Bartolova) und deren Mutter, der Titelheldin Mamma Agata (Hayk Deinyan). Nachdem diese erfolgreich die Mezzosopranistin Dorotea (Uta Christina Georg) und den ersten Tenor (Ingmar Klusmann) vergrault hat, wittert Agata ihre Chance, selbst als Sängerin aufzutreten.

Der Bassist Dèinyan läuft in der Frauenrolle erst im Lauf des Abends zur Hochform auf. Während der Komponist (Matthias Wippich) und der Librettist (Thomas Peter) viel Mühe damit haben, mit allen Intrigen der Künstler fertig zu werden, gelingt es dem windigen Impresario (Christoph Erpenbeck) lange zu verbergen, dass er die Gagen wohl gar nicht zahlen kann. Bis es zum Eklat kommt, plätschert das Stück ein wenig dahin.

Eine kleine Drehbühne, die sich von einem angedeuteten Foyer mit Treppen in einen kleinen römischen Tempel verwandelt, lässt den Darstellern nur begrenzt Möglichkeiten zu agieren. Der sehr anschaulich agierende Herrenchor, der vom Schneider bis zum Techniker verschiedene Berufe hinter den Kulissen vorstellt, bietet da eine angenehme Abwechslung.

Einen köstlichen Auftritt haben die Herren, wenn sie als römische Krieger im Triumphmarsch in gelben Strumpfhosen über die Bühne stapfen. Kostümbildnerin Gabriele Wasmuth, welche die Sängerinnen anfangs als große Diven im schicken sechziger Jahre Outfit zeigt, hat bei den an Playmobil-Figuren erinnernden römischen Kostümen, optisch über die Strenge geschlagen.

Ein darstellerisch und sängerisch gut aufgelegtes Ensemble macht den Abend insgesamt sehenswert. Dazu tragen auch besonders die Niederrheinischen Sinfoniker bei, die unter der temperamentvollen Leitung ihres Dirigenten Kenneth Duryea den Esprit der Musik Donizettis zur vollen Entfaltung bringen. Die Schreckensvision am Schluss spornte das Publikum zu lang anhaltendem Beifall an.

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