Prachtdrucke im Textilmuseum: Stoffe erzählen Geschichte(n)

Die Ausstellung „Prachtdrucke“ hält, was der Titel verspricht.

Krefeld. In der Stadt der Seidenweber erzeugt bedruckte Baumwolle eher ein Naserümpfen. Doch das vermeintlich Schnöde und Minderwertige kann ungeahnte Schönheit entfalten. "Diese Stoffe sind nicht einfach abzutun", sagt Brigitte Tietzel, Direktorin des Textilmuseums. Davon können sich ab Sonntag die Besucher der neuen Ausstellung überzeugen.

Erstmals zeigt das Linner Museum rund 80 bedruckte Stoffe aus seiner Sammlung. "Prachtdrucke" heißt die Schau, und damit ist nicht zu viel versprochen. Die stellvertretende Museumsleiterin Isa Fleischmann-Heck hat Exponate vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert zusammengestellt.

Die Stücke sind in teils wunderschönen Farben und liebevollen Details gestaltet - das heutige Alltagsprodukt als edler Stoff für die feine Gesellschaft. "Baumwolle war ein absolutes Luxusprodukt", sagt die Kuratorin. "Erst 1769, mit der Patentierung der ersten Spinnmaschine, begann ihr Siegeszug."

Die Blütezeit des europäischen Stoffdrucks fällt ins späte 18. und frühe 19. Jahrhundert: Die meistens der ausgestellten Stoffe stammen aus dieser Zeit. Manche zeigen Blumenmuster, andere erzählen mit szenischen Darstellungen geradezu Geschichte(n).

Mit den hochkomplizierten Färbe- und Druckverfahren der damaligen Zeit konnte es Tage und Wochen dauern, Stoffe zu fertigen. Über solche technischen und wirtschaftlichen Hintergründe informieren Schautafeln so verständlich wie präzise.

Besonders interessant wird es im Obergeschoss, wo die Kuratorin ihre Ausstellung durch Porzellan, Glas und sogar Möbel ergänzt. Zwei Kleider aus den Jahren 1900 und 1930 bezeugen die rasante modische Entwicklung der damaligen Zeit: Ein altmodischer Polstersessel von 1890 und ein moderner Stuhl des Designers Alvar Aalto aus den 30ern untermauern diese Erkenntnis.

Eine tiefere historische Dimension haben eine Landkarte aus Stoff, die Flieger im Zweiten Weltkrieg mit sich führten, und ein Verbandstuch aus dem Ersten Weltkrieg. Die aufgedruckten Schaubilder zeigen, wie ein Soldat mit dem Tuch Wunden verbinden oder Arme schienen kann - ein Stück Stoff als Überlebenshilfe im Schützengraben.

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