Zwölfte Internationale Meisterkurse Pianist Kenner: Ein kraftvoller und eleganter Konzert-Auftakt

Der Pianist Kevin Kenner eröffnet die zwölften Internationalen Meisterkurse mit Werken des Komponisten Frédéric Chopin — und begeistert das Publikum.

Zwölfte Internationale Meisterkurse: Pianist Kenner: Ein kraftvoller und eleganter Konzert-Auftakt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Mit einer besonderen Freude kündigte Musikschulleiter Ralph Schürmanns den Pianisten des Abends an: „Professor Kenner heißt nicht nur so!“ Mit „Klavierkunst der filigransten Art“ würden nun die zwölften Internationalen Meisterkurse eröffnet. Philipp Potz, künstlerischer Leiter bei Kawai Europa, bedankte sich für die langjährige gute Zusammenarbeit mit der Musikschule.

In diesem Jahr werden sieben internationale Nachwuchspianisten die Gelegenheit zur Weiterbildung in Krefeld bei einem renommierten Pianisten bekommen.

Der diesjährige Dozent Kevin Kenner stellte sich jetzt im Eröffnungskonzert dem Publikum vor. Als Experte für das Werk von Frédéric Chopin bot der Kalifornier eine höchst farbenreiche Palette an Werken des polnisch-französischen Komponisten. Von den ersten Takten der Nocturne Des-Dur (op. 27/2) an bestätigte der Amerikaner das Urteil des Musikschulleiters. Federleichte perlende Läufe in unglaublich schnellem Tempo gehören dazu, aber vor allem die Fähigkeit, auch beim zartesten Spiel immer Spannung zu schaffen. Hier verliert sich kein einziger Ton in einer Belanglosigkeit oder Zufälligkeit — jeder Ton ist bei ihm unaufdringlich der wichtigste. So meisterlich gespielt, so transparent — ohne jedoch die Werke zu sezieren, sondern sie in sensibelster Weise zu interpretieren, so hört man Chopin live nicht alle Tage.

Selbstverständlich gilt dies auch für die dynamischeren und kraftvoller zu spielenden Passagen in Chopins Werken, wie im Scherzo in cis-Moll (op. 39) oder in der Ballade Nr. 1 (op. 23). Letztere präsentiert Kevin Kenner höchst facettenreich — von zart und elegant bis hin zu sehr stürmisch und kraftvoll.

Nach der Pause steigt er wieder mit einer Nocturne (in E-Dur, op. 62/2) in sein Programm ein. Mit allem Einfühlungsvermögen setzt er die verträumten Abschnitte des Werks um, lässt Stimmungen auftreten und unauffällig wieder verschwinden, elegant in andere übergehen.

Die Sonate Nr. 3 h-Moll (op. 58) beginnt mit dramatischen Momenten, die sich dann in Wohlgefallen auflösen und zu der unverkennbaren Handschrift Chopins in melancholischen Themen führen.

Welches Spektrum an Klangfarben Kenner dem Shigeru-Flügel zu entlocken versteht, ist verblüffend. Besonders herausragend ist dabei seine hochsensible Interpretation des „leisen“ Chopin. Gleiches gilt auch für seine Zugabe. Nach einem begeisterten Applaus bietet er, auf Deutsch anmoderiert — „Sie haben schon genug Chopin heute“ —, eine Sarabande von Ignacy Jan Paderewski.

Da ist es wieder, dieses meisterliche filigrane Tongeflecht, mit dem er auch diesen polnischen Komponisten vorstellt. Kevin Kenners besondere Liebe zu Polen und seiner Musikwelt ist dabei unüberhörbar.

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