Kultur Orgelmatinee als Vorbereitung auf die Examensarbeit

Klavierpädagogin Christiane Böckeler bereitet sich gerade auf das Examenskonzert ihrer Weiterbildung an der Orgel vor, die sie im Januar an der Robert-Schumann-Hochschule abschließen möchte.

Kultur: Orgelmatinee als Vorbereitung auf die Examensarbeit
Foto: Mark Mocnik

Krefeld. Für Christiane Böckeler, die kirchenmusikalisch in der Gemeinde Alt-Krefeld zu Hause ist, war das Gastspiel in der evangelischen Kirchengemeinde Krefeld-Süd ein Teil ihrer Examensvorbereitung. Die studierte Klavierpädagogin bereitet sich nämlich gerade auf das Examenskonzert ihrer Weiterbildung an der Orgel vor, die sie im Januar an der Robert-Schumann-Hochschule abschließen möchte.

Da sie sich mit Olivier Messiaen (1908-1992) und César Franck (1822-1890) Komponisten ausgesucht hat, die für große Orgeln mit romantischer Disposition geschrieben haben, kann sie diese Feinheiten nicht auf einer barocken Orgel einstudieren. So passte es gut in die Vorbereitungen, am Sonntag eine Matinee der Reihe „Cantabile — Lieder ohne Worte“ an der romantischen Orgel der Lutherkirche zu gestalten.

In seiner Einleitung stellte der „Hausherr“ an der Walcker-Orgel, Karlheinz Schüffler, die beiden Komponisten kurz vor: Messiaen als „Giganten der französischen Orgelmusik der Moderne“ und Franck als „bedeutendsten französischen Orgelkomponisten des 19. Jahrhunderts“. „Franck prägte die französische sinfonische Romantik auf der Orgel und schrieb speziell für die großen Pariser Orgeln. Mit diesen Instrumenten versuchte man, ein Orchester mit seinen vielen Klangfarben in der Orgel zu integrieren“, führte er weiter aus. „Und die Walcker-Orgel ist eine kleine Ausgabe davon.“ So war es für das kleine Konzert besonders spannend, welche klanglichen Möglichkeiten Christiane Böckeler mit ihrer Registerwahl nutzen würde.

Sie beginnt den Satz „Le Verbe“ aus Messiaens „La Nativité du Seigneur“ mit orchestermäßigen Klängen. Hier ein hoch flatterndes Motiv, dort ein tiefer Bass als Gegenstimme. Es scheint wie ein Dialog zwischen zwei Sphären. Durch die Registerwahl entsteht eine starke Räumlichkeit im Klang.

Beim zweiten meditativen Teil kommt das Liedhafte deutlicher heraus. Dabei hat sie sich entschlossen, wenig mit den möglichen Registerstimmen ähnlicher Klangfarbe zu variieren, die dem ruhigen Charakter aber nicht geschadet hätten.

Bei Francks Choral Nr. 2 in h-Moll entlockt sie der Orgel den vollen Orchesterklang. Hier muss ihr Schüffler als Registrant assistieren, technisch kann man dies beim Spiel manuell nicht zusätzlich schaffen. Sie arbeitet sich in dem Stück an den Orchesterklang heran, bietet dann wieder eher solistisch kammermusikalische Impressionen. Ein reizvoller Wechsel zwischen den Klangfarben und dem Volumen des Instruments folgt, bei dem sie auch das Schwellwerk, das ein Lauter- und Leiserwerden in einem Register erlaubt, einsetzt. Die Möglichkeiten einer romantischen „sinfonischen“ Orgel nutzt sie sehr gut, faszinierend auch der Ausklang, das Entschweben der Töne. Schade nur, dass die Geräusche aus dem angrenzenden Luthersaal, in dem ein gemeinsames Mittagessen vorbereitet wurde, den stimmungsvollen Schluss störten.

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