oper: Schulte brachte die Partitur

Ein Werk des Komponisten Ernst Hermann Seyffardt wurde jetzt in Piuro, dem Handlungsort, erneut aufgeführt.

Krefeld. Drei dicke Mappen mit Kopien einer kompletten Opern-Partitur brachte der frühere Krefelder Archivdirektor Paul-Günter Schulte vor anderthalb Jahren an die italienisch-schweizerische Grenze. Das Stück "Die Glocken von Plurs" wurde 1912 in Krefeld uraufgeführt.

Am Ort der Handlung, im heutigen Piuro, ist es jetzt noch einmal erklungen. Paul-Günter Schulte war - neben 800 Zuhörern - wieder da und hörte ein "wunderbares Erlebnis". "Die Chöre und Orchestermusiker waren sehr gut eingestimmt, ebenso die Solisten. Die Leistung des Dirigenten war bewundernswert: Er hatte die Krefelder Oper auf 75 Minuten gekürzt," fasst der Musikkenner Schulte seine Eindrücke zusammen.

Geplant hatte die Wiederaufführung Gian Primo Falappi vom Heimatverein in Sondrio, der Provinzhauptstadt der Lombardei. Die Partitur gehört zum nach Krefeld gelangten Nachlass des Musikers und Komponisten Ernst Hermann Seyffardt, der 1859 in Krefeld geboren wurde.

Der Sohn des Samtfabrikanten, Landtags- sowie Reichstagsabgeordneten und Beigeordneten Ludwig Friedrich Seyffardt (1827-1901) studierte in Köln und Berlin und war ab 1887 Chorleiter in Freiburg und ab 1892 Dirigent des Neuen Singvereins in Stuttgart. Dort war er ab 1897 auch Professor am Konservatorium.

Die Idee zu der Oper "Die Glocken von Plurs" war Seyffardt bei einem Aufenthalt in Riva am Gardasee gekommen, als er von dem schweren Bergsturz hörte, der das Dorf Plurs am 4. September 1618 zerstört hatte. Vom Berg Conto hatten sich große Felsmassen gelöst, die den Ort Piuro (Plurs) größtenteils und das Dorf Chilano (Schilan) ganz unter Gesteinstrümmern begruben.

Mit dem Nachlass Seyffardts hat sich Paul-Günter Schulte stets vorsichtig beschäftigt, alles nur mit spitzen Fingern angefasst. Ernst Hermann Seyffardt hatte nicht nur zur Kaiserzeit übliche nationale Gesänge verfasst, sondern war im Alter deutlich nationalsozialistisch eingefärbt.

Grundsätzlich aber freut Schulte sich, dass der Nachlass des nicht unbedeutenden Komponisten, der auch viele Texte von Heinrich Heine vertont hat, in Krefeld gelandet ist.

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