„Nibelungen“: Wo die wilde Sippe tobt

Richard Wagner wäre entsetzt: Nach Loriots „Ring“ geht es seinen „Nibelungen“ im Stadttheater erneut an den Kragen.

Krefeld. Sollte im Hofgarten zu Bayreuth gelegentlich ein mürrisches Knarzen aus dem Untergrund dringen, liegt die Ursache womöglich in Krefeld. Richard Wagner, der im Garten von Haus Wahnfried begraben ist, wäre nicht amüsiert, dass seine „Nibelungen“ am hiesigen Theater schon zum zweiten Mal ohne den gebotenen Ernst porträtiert werden. Ausgerechnet am Niederrhein, der sagenhaften Heimat Siegfrieds.

Nach Loriots „Ring an einem Abend“ dürfen sich nun „Die lustigen Nibelungen“ auf der Bühne austoben. Die Operette von Oscar Straus geht zwar eher auf Friedrich Hebbels Trauerspiel zurück, aber auch aus Wagners Zyklus wird munter zitiert. Als „intelligente Parodie“ sieht Operndirektor Andreas Wendholz das lange Zeit vergessene Werk. Zielscheibe des Spotts ist die „Deutschtümelei“, die ja auch Wagner nicht ganz fremd war.

Mit sichtbar diebischer Freude hat sich Hinrich Horstkotte, Regisseur und Ausstatter in Personalunion, auf die schrecklich nette Sippe gestürzt. Wie detailfreudig und anspielungsreich seine Inszenierung werden könnte, lässt sich anhand der liebevollen Comics erahnen, die er von Krimhild und Konsorten angefertigt hat. Bei ihm soll die Operette ähnlich funktionieren wie die Zeichentrickfilme um den grünen Oger Shrek: Mythen plus Zeitgeist plus Ironie. „Und gerne auch ein bisschen garstig.“

Überhaupt sei der „Senioren-Faktor“ nicht so stark wie bei anderen Operetten: „Das Stück ist nicht niedlich und nicht sentimental, es gibt im Grunde auch keine sympathischen Figuren.“ Das Ensemble kann also nach Herzenslust die Kunst der Karikatur pflegen: „Die Sänger sind so spielfreudig, dass man sie sogar ab und zu ein bisschen bremsen muss.“

Für zusätzlichen Schwung sorgt die Musik, die vom schmissigen Marsch bis zum romantischen Walzer alle Erwartungen erfüllt. „Nach der Vorstellung hat man drei Ohrwürmer mehr“, verspricht der musikalische Leiter Andreas Fellner.

Premiere am Sonntag, 21. Oktober, 18 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 805 125.

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