Neujahrskonzert: Ruhiger Reisestart und rasantes Ende

Die Niederrheinischen Sinfoniker und das Trio Contemp boten mit einer „Tour“ rund um den Globus einen glänzenden Auftakt in das Neue Jahr.

Neujahrskonzert: Ruhiger Reisestart und rasantes Ende
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Mit seiner Prognose wird Michael Grosse sicher richtig liegen. Der Generalintendant wagte bei der Moderation des Neujahrskonzerts den Ausblick auf den 1. Januar 2016. „Nach der kleinen Tradition der musikalischen Neujahrsgrüße aus der ganzen Welt wird es Mihkel Kütson auch dann nicht an Ideen mangeln.“

Doch am Donnerstag war es erst einmal das dritte Mal, dass sich das Publikum im Theatersessel auf eine abwechslungsreiche Reise rund um den Globus begeben konnte. Der musikalische Reiseleiter, Generalmusikdirektor Kütson, und seine große Crew, die Niederrheinischen Sinfoniker, starteten in Paris. Mit Werken von Léo Delibes und Gabriel Fauré stimmten sie erst einmal ruhig auf ihre Tour ein, um dann mit dem Feuertanz von Manuel de Falla zum großen Konzert-Höhepunkt überzuleiten.

Grosse erklärte, dass Kütson das Trio Contemp auf einem Festival in Estland kennengelernt hatte und von den Ukrainern so begeistert war, dass er sie gleich fürs Neujahrskonzert engagierte. Vitaliy Kozitskiy (Knopfakkordeon), Tatiana Kozitskaya (Sopran-Kobza) und Natalia Geri (Bass-Kobza) ließen keine Sekunde Zweifel darüber aufkommen, ob ukrainische Volksmusik und ihre Instrumente mit einem klassischen Sinfonieorchester harmonieren können. Das Ganze wurde reizvoll gesteigert, denn mit der Komposition Rossiniana von Vladimir Zubitsky (*1953) verbanden sie noch bekannte italienische Melodien mit der ungewöhnlichen Instrumentenkombination.

Musikalische Dialoge von großer Virtuosität - aber auch immer mit Witz - bestimmten das Spiel der Ukrainer. Die Sinfoniker fegten nicht minder temperamentvoll durch italienisch-ukrainische Musik. Die Tanzfolge „Hutsul mosaic“ von Volodymir Runchak (*1960) spielte das Trio allein und ließ dabei erleben, wie ukrainische Volksmusik auch mit einem unverkennbaren modernen Einschlag virtuose Hochleistung und humorvolle Interaktion verbinden kann.

Dagegen wird der zweite Teil des Konzerts, den das Orchester allein bestreitet, zu einem musikalischen Schwergewicht: Schottisches von Leroy Anderson in behäbiger sinfonischer Manier und zum ersten Abschluss des Konzerts Irisches mit Ausschnitten aus Bill Whelans „Riverdance. A symphonic suite“. Die Streicher legen sich zwar mächtig ins Zeug, doch insgesamt ist die Instrumentierung zu bombastisch, um den Charakter des ursprünglichen Riverdance zu treffen.

Aber die Schuld trifft den Komponisten, nicht das Orchester. Schwungvoll gestaltete es den zweiten Schluss. Selbstverständlich hört die musikalische Reise in Wien auf: Mit einer rasanten Polka und dem unvermeidlichen Radetzky-Marsch endet das Traditionskonzert Nummer drei..

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