Musik Nachtschichten in St. Gertrudis

Barbara und Heinz-Peter Kortmann präsentieren auf ihrer neuen CD Werke für Querflöte und Orgel aus vier Jahrhunderten.

Musik: Nachtschichten in St. Gertrudis
Foto: Heike Hein

Krefeld. Für die Aufnahme ihrer fünften gemeinsamen CD kamen für Barbara und Heinz-Peter Kortmann nur Nachtschichten in Frage, denn in einem schalldichten Tonstudio ließen sich die Werke für große Orgel und Querflöte nicht spielen. „Wir konnten nur nachts aufnehmen wegen des Straßenverkehrs an St. Gertrudis, wegen der Straßenbahnen und der Krankenwagen, aber auch wegen der Ampel gleich vor der Kirche mit dem Bremsen und Anfahren der Autos“, erzählt Heinz-Peter Kortmann, Organist und Kantor an St. Christophorus. Damit es noch ruhiger sein konnte, wählte man zwei Nächte an einem Wochenende im Mai 2016.

Zwei Stunden dauerte es, bis die fünf Mikrofone passend im neugotischen Kirchenraum aufgebaut waren. Eines positionierte der Tonmeister Rüdiger Blömer sogar an den Pedalen der Lukas-Fischer-Orgel, um die Möglichkeiten der Sonate von Joseph Rheinberger (1839 bis 1901) voll auszuschöpfen. Die Sakristei wurde bei der Gelegenheit zum Tonstudio, denn hier stellte der Tontechniker sein Mischpult auf. Das Einspielen einer neuen CD mitsamt der Auswahl der Stücke wurde für die Eheleute von einem traurigen Anlass bestimmt, dem Tod des befreundeten Komponisten und Kirchenmusikers Franz Surges (1958 bis 2015). „Es war für meinen Mann und mich eine große Ehre, dass Franz Surges dieses Stück für uns komponiert hat. Sein Einfallsreichtum machte ihn zu einem besonderen Komponisten, und wir sind immer noch traurig, dass er im vergangenen Jahr so plötzlich verstarb. Wir spielen seine Sonatine, die wir auch auf seiner Beerdigung zu Gehör gebracht haben, immer in seinem Andenken.“

Da war es für die beiden auch selbstverständlich, die Partita über „Kol Dodi“, ein israelisches Tanzlied, das hierzulande mancher als Melodie zum Text „Kommt herbei“ kennt, mit aufzunehmen. So erlebt diese Variationenfolge posthum ihre Erstveröffentlichung. Ein zweiter Grund, sich an die Arbeit einer neuen CD zu machen, war für den Organisten, eigene Bearbeitungen in die Öffentlichkeit zu bringen. „Die Originalliteratur für Orgel und Flöte wird nach dem Barock mager. In der Romantik hat man die beiden Instrumente kaum bedacht“, meint der Kantor, „erst wieder in der Moderne gibt es dafür Werke.“ So wird es für einen engagierten Musiker zur Herausforderung und „Pflicht“, Kompositionen für Orchester oder Kammerensembles für die „Königin der Instrumente“, die Orgel, zu arrangieren. Dies hat er mit dem Concertino op. 107 von Cécile Chaminade (1857 bis 1944) getan, das die französische Komponistin ursprünglich für Flöte und Orchester geschrieben hat.

Für Barbara Kortmann ist es eine besondere Freude, gerade dieses Stück eingespielt zu haben. „Das Concertino von Cé-cile Chaminade habe ich während meines Studiums in Duisburg an der Folkwang-Hochschule kennen und schätzen gelernt. Es ist trotz seiner Virtuosität ein echter Publikumsrenner mit seiner weit ausschweifenden Melodie, die sich doch im ganzen Stück wiederfinden lässt und die zu einem echten Ohrwurm wird.“ In der Bearbeitung der Chaconne en trio von Jacques Morel (um 1690 bis 1740) erfüllte der Organist seiner Frau einen lang gehegten Wunsch. „Die Chaconne von Jacques Morel wollte ich schon oft spielen und hatte noch nie die Gelegenheit dazu, diese mit einem Gambisten aufzuführen,“ gesteht sie, „daher bin ich sehr froh, dass dieses Stück in der Bearbeitung für Orgel nun zu unserem festen Repertoire zählt.“

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