Musik im Zeichen des Totengedenkens

Die Orchesterakademie NRW glänzt in der Friedenskirche.

Krefeld. Wie unterschiedlich Musik das Thema Trauer behandelt, zeigte ein eindrucksvolles Chor- und Orchesterkonzert in der Friedenskirche. Die Orchesterakademie NRW brachte am Sonntag mit dem Oratorienchor Münster und dem Konzertchor Bielefeld eine ergreifende Interpretation des Deutschen Requiems von Johannes Brahms zur Aufführung.

Zum Auftakt des Abends, der ganz im Zeichen des Totengedenkens stand, erklingt zunächst ein wenig bekanntes Werk des zeitgenössischen georgischen Komponisten Giya Kancheli. Die 1989 entstandene Komposition "Vom Winde beweint" ist ein Stück für Viola und Orchester. Es beginnt unvermittelt mit einem Klavierakkord, in dessen langem Nachklang die Viola eine klagende Melodie entwickelt, die ein Teil der Streicher behutsam begleitet.

Es ist faszinierend zu beobachten, was für feine Klanggespinste die armenische Solistin Armine Abrahamyan ihrem Instrument entlockt. Technisch perfekt lotet die junge Musikerin extreme Tonlagen scheinbar mühelos aus und vermittelt viel vom melancholischen Wesen dieser Musik.

Das Orchester unter Leitung von Michael Preiser entfaltet mit abrupten Forte-Einsätzen und sphärischen Passagen von Harfe und Cembalo einen vielfältig gewobenen Klangteppich. Der dichte Dialog mit dem Solo-Instrument fordert von den jungen Musikern höchste Konzentration, sie meistern das komplexe Werk einfach brillant.

Nach der Pause bleibt das Niveau mit der mitreißenden Umsetzung des Requiems hoch. Unterschiedliche Bibeltexte liegen den sieben Sätzen des 1868 uraufgeführten Werks zugrunde. Auch wenn im sechsten Satz das Drama des jüngsten Gerichts anklingt, geht es bei Brahms mehr um den Menschen selbst, seine Endlichkeit, verbunden mit Gedanken wie Trost, Zuversicht und Hoffnung. Das wunderbare Zusammenspiel der Chöre mit dem Orchester und den Solisten Ute Schwarzkopf (Sopran) und Torben Jürgens (Bariton) sorgt für begeisterten Applaus. Ein außergewöhnliches Konzert, das man in Krefeld nicht alle Tage erlebt.

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