Move: Eine Frau allein in der Leere des Raumes

Die Kubanerin Maura Morales zeigt eine verstörende Studie zum Thema Einsamkeit.

Krefeld. Am Ende hört man nur ein Schluchzen in der Dunkelheit. Gerade noch hat sich die junge Frau in einem Anfall von Lebensgier rote Blütenblätter in den Mund gestopft und plötzlich beginnt sie zu weinen. Sie versucht es zu unterdrücken, obwohl sie doch keiner hören kann. Schlimmer kann man Einsamkeit kaum darstellen.

Zu Beginn noch im schlichten schwarzen Kleid mit hochgesteckter Frisur, schlüpft sie unvermittelt in ein grünes Hemd und löst ihre Haare. Jetzt wirkt sie noch verletzlicher und hält mit ruhigeren Gesten manchmal inne. Sie spuckt vorsichtig auf ihren Arm und verfolgt mit ihrem Blick, wie die Flüssigkeit langsam verläuft. Dann liegt sie auf dem Rücken und beobachtet, wie sich ihr Bauch durch ihre Atmung unterschiedlich bewegt.

Im Gegensatz zu den expressiven Sequenzen, in denen Morales ihrem Körper artistische Fähigkeiten abverlangt, berühren diese Gesten mehr, da sie das Menschliche betonen. Manches bleibt zu abstrakt und gleichförmig und wirkt auf Dauer etwas zermürbend.

Das gilt auch für den Sound des Stücks, der sich aus unterschiedlichen Elementen zusammensetzt. Reale Geräusche wie eine Toilettenspülung mischen sich mit Synthesizer-Klängen oder gesprochenen Passagen aus dem „Radio Dauerwelle“. Diese teilweise obszön-erotischen Texte lassen noch einen letzten Funken von Lebendigkeit aufleuchten, bevor alles im stillen Schluchzen verebbt. Großartig getanzt, aber auch verstörend lässt einen dieses Solo nicht nur betroffen zurück, sondern auch ein wenig ratlos.

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