Uerdingen Montagslesung: Eine Tradition kennt keine Pause

Die Montagslesung in Uerdingen ist fest im Veranstaltungskalender verankert. Sie findet sogar am zweiten Weihnachtsfeiertag statt.

Uerdingen: Montagslesung: Eine Tradition kennt keine Pause
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die 200. Montagslesung naht im Frühjahr. Somit setzen sich die Mitglieder des Arbeitskreises „Erhalt Bücherei Uerdingen“ um Susanne Tyll schon einige Jahre für ihr Anliegen ein.

Der Kampfeswille der Bürger ist ungebrochen, es wird sogar am zweiten Weihnachtstag gelesen. Die WZ hat mit der Frau der ersten Stunde gesprochen.

Frau Tyll, wie lange sollen die Montagslesungen noch durchgeführt werden?

Susanne Tyll: So lange, bis ein Quartierszentrum mit städtischer Medienausleihe im Büchereigebäude eingerichtet ist. Wir wollen das von außen unterstützen. Das Engagement unserer Mitstreiter ist ungebrochen. Der nächste freie Leseplatz ist im März.

Wie könnte diese Medienausleihe inhaltlich aussehen?

Tyll: Wir wollen eine richtige Bücherei, erweitert um alle Medien. Wir wollen gemeinsam ein Konzept entwickeln für alle Menschen in Uerdingen und in der Gesamtstadt. Wir möchten einen Ort für alle Generationen schaffen, wo die Besucher ohne Eintritt oder Verzehrzwang einkehren können. Das gibt es in immer weniger Räumen.

Die Stadt hat das integrierte Handlungskonzept für Uerdingen aufgelegt mit einem Quartiersgebäude im Herbertzhaus.

Tyll: Ja, ein Büro hat den Zuschlag bekommen. Es ist wichtig, daran zu denken, dass die Brüder Balthasar, Jakob und Josef Herbertz die Gebäude den Krefeldern geschenkt haben.

Sie kämpfen, obwohl die Bürger die Bücherei in Uerdingen zum Schluss nicht mehr angenommen haben.

Tyll: Das stimmt nicht. Die Bücherei wurde nicht geschlossen, weil sie nicht frequentiert wurde, sondern weil 30 000 Euro nicht bereitgestellt wurden. Wenn man bedenkt, dass eine Stadt von der Größe Krefelds nur eine zentrale Ausleihstelle hat, dann ist das viel zu wenig, das gibt es sonst nirgendwo, zumal auch der Bücherbus gestrichen wurde.

Wenn Sie an die Montagslesungen zurückdenken, gibt es eine, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?

Tyll: Das werde ich oft gefragt. Ich möchte aber die erwähnen, die wir zum bundesweiten Vorlesetag veranstaltet haben. Jugendliche und Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren, mit und ohne Migrationshintergrund, unter anderem Flüchtlingskinder, die erst ein Jahr hier sind, haben auf Deutsch und Arabisch gelesen.

Gibt es Kriterien für die Veranstaltungen?

Tyll: Jeder kann lesen, alle Leute zwischen sieben und 77 Jahren. Jedes Thema ist erlaubt vom Krimi bis zur Science Fiktion. Wir wollen nur vorher wissen, was gelesen wird. Die Termine dürfen nicht politisch missbraucht werden.

Was gibt es Weihnachten zu hören?

Tyll: Dann liest Marcus Zitranski aus: „Schischyphusch oder Der Kellner meines Onkels“, von Wolfgang Borchert. Auch da werden die Leute wieder eine knappe halbe Stunde stehenbleiben und zuhören.

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