Kultur Mit frischen Farben das Grau vertreiben

Auf dem Programm des Museums Burg Linn stehen für 2017 viele neue Veranstaltungen. Die Leitung setzt auf Interaktion.

Museumsleiterin Jennifer Morscheiser (l.) zeigt voller Stolz die Karikatur, die Christoph Reichmann für sie angefertigt hat.

Museumsleiterin Jennifer Morscheiser (l.) zeigt voller Stolz die Karikatur, die Christoph Reichmann für sie angefertigt hat.

Foto: Monika Pradelok, Andreas Bischof

Krefeld. Vor einer grauen Wand im Museum Burg Linn steht eine energische Frau in einem rosafarbenen Kostüm. Bewaffnet mit einer Farbpalette und einem -pinsel hat sie sich gerade an dem Grab des fränkischen Fürsten Arpvar zu schaffen gemacht, dessen Sockel sie Rot angestrichen hat. Verräterisch tropft die Farbe vom Pinsel.

Jennifer Morscheiser (l.) stellt gemeinsam mit Jeannine Moens, der Vorsitzenden der Freunde der Museen Burg Linn, und Christoph Dautermann, dem stellvertretenden Museumsleiter, das Jahresprogramm 2017 vor. Foto: Andreas Bischof

Jennifer Morscheiser (l.) stellt gemeinsam mit Jeannine Moens, der Vorsitzenden der Freunde der Museen Burg Linn, und Christoph Dautermann, dem stellvertretenden Museumsleiter, das Jahresprogramm 2017 vor. Foto: Andreas Bischof

Foto: Monika Pradelok, Andreas Bischof

Zugegeben: Bei dieser Szene handelt es sich um eine Karikatur von Jennifer Morscheiser, die ihr Vorgänger Christoph Reichmann für sie angefertigt hat. Doch das Bild, das irgendwann in der Vergangenheit gemalt wurde und symbolisch für den Herzenswunsch der Museumsleiterin stand neue Farb(Akzente) zu setzen, um das Grau aus den Räumen zu vertreiben, hat sich bewahrheitet. So ist der Sockel des Fürsten Arpvar nun tatsächlich Rot.

Als Oberbürgermeister Frank Meyer im September vergangenen Jahres Morscheiser damit beauftragte, „die Burg zu rocken“, ließ sich die Archäologin das nicht zweimal sagen. Sie hörte den Anregungen ihres Museum-Teams zu, machte sich ein Bild von der Lage, krempelte die Ärmel hoch und legte los: „Wir haben in dem halben Jahr viel anstoßen können“, sagt die Frau aus dem Hunsrück, die vor neuen Ideen nur so sprudelt. Daher hat sich im Museum Burg Linn nicht nur farblich etwas geändert.

Das Jahresprogramm

Am 26. Januar startet das Vortragsjahr mit dem traditionellen Grabungsabend in der Museumsscheune. Für die kommenden Vorträge gibt es räumlich aber eine Neuerung. Sie werden im oberen Rittersaal der Burg Linn stattfinden. Gemeinsam mit dem Shanty-Chor wird am 10. Februar die neue Präsentation in der Schiffshalle eröffnet. Hierfür ließ Morscheiser extra das Spiel „Schiffe finden“ entwickeln. „Wir erhoffen uns dadurch mehr Interaktion“, erklärt sie. Vor allem jüngere Besucher sollen damit angesprochen werden.

Weil die Archäologin und ihr Team Wert auf spannende und informative Vorträge und Veranstaltungen legen, achten sie darauf, dass die zuständigen Museumsführer gut geschult werden. Deshalb startet am 4. Februar eine Fortbildungsreihe, um neue Museumsführer auszubilden. Im Laufe des Jahres sollen Veranstaltungen dann vermehrt an Samstagen stattfinden, um „die verschiedenen Aspekte und Besonderheiten der Führungen für Kinder in den Mittelpunkt zu stellen“.

Auch zwei Sonderausstellungen, „1517 — Krefeld und die Reformation“ und „Die letzte Reise — Jenseitsvorstellungen im Wandel“, wird es geben. Das Museum habe sich bewusst für zwei entschieden, da es in der Vergangenheit im Jahr bis zu sechs gegeben hat. „Das ist zu viel“, findet Morscheiser. „Längere Laufzeiten sind attraktiver und geben zudem jedem die Chance, die Ausstellungen zu sehen.“

Neben diese Umgestaltung gesellt sich am 4. und 5. Juni — dem Wochenende des Flachsmarktes — eine neue Öffnungszeit: „Das Archäologische Museum hat in diesem Jahr zum ersten Mal über Pfingsten geöffnet“, verkündet Morscheiser stolz.

Die Internetpräsenz

Gemeinsam mit dem Verein Freunde der Museen Burg Linn wurde an dem Internetauftritt gearbeitet. Denn bislang war das Museum nur auf städtischen Seiten vertreten — und das mit einer recht umständlichen Adresse. Diese Zeiten sind seit Mittwochabend, 22.30 Uhr, passé. Mit der direkten Domain sei es nun möglich, einen „flexibleren und aktuelleren Auftritt“ im Internet zu haben. Und auch auf Facebook wird ein- bis dreimal die Woche alles rund um das Museum Burg Linn gepostet. Vor allem Kurioses, wie die Geschichte um Kater Charly, der ständig versucht, in die Burg „einzubrechen“, kämen bei den Facebook-Freunden unheimlich gut an, weiß Morscheiser zu berichten.

Aber auch vom positiven Feedback und den konstruktiven Hinweisen, erzählt sie — so wie der defekten Glühbirne in einem der Räume. „Uns fällt es wahrscheinlich gar nicht mehr auf, weil wir ständig daran vorbeilaufen, deshalb ist die Nachricht viel wert“, sagt sie.

Das Unesco-Welterbe

Mehr Farbe im Museum, ein neues und erlebnisreiches Veranstaltungsprogramm sowie eine aktive Nutzung der sozialen Medien — Jennifer Morscheiser hat mit ihren Mitarbeitern in kurzer Zeit viel erreicht. Gerade das zeichnet die Arbeit im Museum Burg Linn aus: Teamwork.

Die junge Archäologin spricht nie vom „Ich“, sondern stets vom „Wir“. So arbeiten alle stets an neuen Ideen, um das Museum noch bekannter, interessanter und attraktiver zu machen. Die Bewerbung für das Kastell Gelduba als Unesco-Welterbe liegt den Zuständigen bereits vor. Falls darüber entschieden werden sollte, dass das römische Kastellareal in Gellep als Welterbe eingetragen wird, gebe es 2020 einen großen Grund zur Freude.

Bis dahin gibt es aber noch viel zu tun.

Wer auf das neue Programm des Museums Burg Linn neugierig geworden ist, kann sich auf der neuen Internetseite alle Veranstaltungen, Termine und Ankündigungen ansehen:

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