Meisterschüler begeistern das Publikum

In der Musikschule findet das Abschlusskonzert der Internationalen Meisterkurse statt. Ein Abend zum Genießen.

Meisterschüler begeistern das Publikum
Foto: Mark Mocnik

„Die Internationalen Meisterkurse gehören mit Sicherheit zu Krefeld,“ sagt Ralph Schürmanns mit einem Augenzwinkern in seiner Begrüßung bei der dreizehnten Ausgabe dieser Veranstaltung. Im ausverkauften Helmut Mönkemeyer Saal der Musikschule spricht er in seiner Begrüßung auch einen Dank an alle Beteiligten, die Dozentin Dina Yoffe sowie der Mitarbeiter der Firma Kawai, aus. Und in Richtung Kursteilnehmer: „Es ist eine Freude zu sehen, wie die jungen Leute ihr Leben der Musik widmen!“ Da gehe einem Musikschulleiter natürlich das Herz auf. Aber mit viel Engagement ist er auch dabei, wenn er — nicht minder traditionell — selber den Kochlöffel schwingt, um die Kursteilnehmer zu versorgen.

Im Abschlusskonzert präsentieren die sieben internationalen Nachwuchspianisten, die von Kawai für die Meisterkurse eingeladen wurden, was sie in den Tagen in Krefeld mit den Anregungen der Dozentin verbessert und nun zu einer Konzertreife gebracht haben. Miyako Arishima (Japan) beginnt mit der Klaviersonate Nr. 30 op. 109 von Ludwig van Beethoven. Es ist ein ruhiger Einstieg in das Konzert, denn die Pianistin beweist Geduld, auch einzelnen Tönen ihren Raum zu geben. Aber sie bietet genauso ein energisches wie kraftvolles Spiel, bei dem sie gut versteht, Spannung aufzubauen. Nikita Volov (Russland) schafft mit 13 Préludes aus op. 11 von Alexander Scriabin ein buntes tönendes Kaleidoskop, aus dem er mit seinem ausdrucksstarken Spiel den Charakter des jeweiligen Stückes heraus arbeitet.

Dabei hat er eine schöne Auswahl getroffen, bei dem es ihm nicht darum geht, sein technisches Können in den Vordergrund zu stellen, sondern seine Fähigkeit zu einfühlsamer Interpretation. Anna Dmytrenko (Ukraine) hat mit Nikolai Karlowitsch Medtner (1880-1951) sogar einen weitgehend unbekannten Komponisten für ihren Auftritt ausgewählt. Dessen Sonata Tragica op. 39, Nr. 5 beginnt als großes Drama, dann wechselt es zu ziemlich untragischen, eher nachdenklich lyrischen Momenten. Aus ihnen baut Dmytrenko langsam eine Spannung auf, die virtuos dem Namen der Sonate alle Ehre macht. Aber auch in verspielten romantischen Klängen ist sie souverän und lässt die berühmte Forelle von Franz Schubert - in der Bearbeitung von Franz Liszt - als munteres Fischlein in verschiedenen Variationen im nassen Element unterwegs sein. Kontrastreich geht es mit zwei Préludes von Claude Debussy weiter, die Ilya Shmukler (Russland) ausgewählt hat. Er schafft sofort eine geheimnisvolle Atmosphäre und entlockt dabei dem Flügel neue Klangfarben, die man bis dahin an diesem Abend noch nicht gehört hat. Monumental feierlich, dann wieder sphärisch schwebend, gefolgt von Wirbelwindphasen und klingendem Feuerwerk - dies holt er aus den weiteren Stücken von Debussy heraus. Nach der Pause geht es bei dem Koreaner Jaeyeon Won sphärisch weiter. In seine Interpretation von Bela Bartoks Nocturne legt er eine stimmungsreiche Geschichte aus einer Nacht.

Es braucht nicht viel Phantasie, so anschaulich ist seine Programmmusik. Auch am Thema der Danse Macabre op. 40 von Camille Saint-Saëns besteht keinen Takt lang Zweifel. Arisa Onoda (Japan) entführt mit ihrer Auswahl aus den Études op. 25, Nr. 1-6 von Frederic Chopin das Publikum wieder in freundlichere Gefilde. Ihr luftig leichtes Spiel von Läufen in atemberaubendem Tempo mit feinsten Nuancen in der Lautstärke gibt den Étuden häufig einen heiteren und temperamentvollen Charakter. Zwischen weichen, melancholischen und expressiv monumentalen Klangbildern pendelt die Präsentation des Russen Nail Mavliudov. Den 5 Préludes op. 23 Nr. 1-5 von Sergej Rachmaninoff gibt er unverkennbar individuelle wie nuancenreiche Charaktere. Allen Pianistinnen und Pianisten des Abends kann man nur ein großes Lob für die Wahl ihrer Stücke aussprechen: ein breites Spektrum, inklusive einer „Entdeckung“ eines unbekannten Komponisten und dabei viele Werke, die meisterliche Interpretation und nicht „nur“ Fingerfertigkeit an den Tag legen. Mit rhythmischen und schließlich stehenden Ovationen bedankt sich ein begeistertes Publikum.

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