Liebevolles Buch mit viel Wortwitz

Gelungene Zusammenarbeit von Anja Martin und Barbara Freundlieb.

Liebevolles Buch mit viel Wortwitz
Foto: Dirk Jochmann

Zum achten Mal hat der Verein Literatur in Krefeld (LiK) zu seiner Reihe „Literatur am Nachmittag“ eingeladen. Anja Martin hat aus ihrem Buch „Mann mit Hut. Skurrile Geschichten“ gelesen, das die Krefelderin Barbara Freundlieb illustriert hat. Zeichnungen von Barbara Freundlieb hängen an der Gutenbergstraße an den Wänden — wieder eine interessante Verbindung von Kunst und Literatur. Die beiden Damen kennen sich schon lange: „Wir sind in Düren zusammen zur Schule gegangen“, berichtet Martin, die in Bonn lebt und arbeitet. „In der fünften Klasse war ich schwer beeindruckt, als Anja ein selbstverfasstes Buch mit in die Schule brachte und es auch gleich verkaufte“, erinnert sich Freundlieb.

Bei Klassentreffen begegneten die beiden sich wieder. „Als ich nun mein erstes Buch veröffentlichen wollte, habe ich Barbara gefragt, ob sie es illustrieren möchte.“ Diese Zusammenarbeit ist gelungen — beide zeichnet ein liebevoller und freundlicher Blick auf die Menschen aus. Zum Beispiel in der Titelgeschichte: Ein Mann geht täglich mit seinem Hut spazieren. Allerdings nicht auf dem Kopfe, sondern an der Leine — seine Frau hatte ihm den Stetson geschenkt mit dem Hinweis, der Hut werde ihn beschützen. Aus Zuneigung korrigiert sie ihn nicht, wenn er die Kopfbedeckung anleint und sich auf den Weg macht. Das ist skurril, überraschend und liebenswert — wie alle Geschichten in dieser Sammlung.

Manche sind allerdings auch heftig an ihrem Ende. Wenn etwa der Schneemann sich nach einem gestreiften Bademantel sehnt und neben einem Zebrastreifen als Pfütze endet. Martin: „Ich befasse mich schon sehr lange mit Wörtern und Sprache, bin in der Kommunikation tätig und schreibe schon sehr lange Reden.“ In Bonn führt sie ein Büro für „Wort & Schrift“ und moderiert Veranstaltungen.

Die Erfahrung mit Öffentlichkeit kommt ihrem präzisen und pointierten Vortrag sehr zugute. Damit es kurzweilig wird, setzt sie sich auch schon mal eine Taucherbrille auf oder lässt eine Besucherin einen Papiermond halten. Ausgangspunkt für Martins sprachspielerische Geschichten sind immer Beobachtungen im Alltag, die sie mit Humor und Wortwitz verwandelt.

Einen sehr verwandten Humor hat Freundlieb. Wenn zum Beispiel der „Buchhalter“ ein großer, schlanker Mann ist, der mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft einen enormen Bücherstapel zu halten versucht. Freundliebs „Klugscheißer“ sitzt mit Lesebrille tatsächlich auf einem Lokus, in ein Buch vertieft.

Freundlieb hat ihr Atelier im Pausenhof an der Marktstraße. Ihre witzigen Karten gibt es auch bei der „Sonnenblume“ am Moerser Platz. 13 ihrer Zeichnungen, die einen sicheren Strich und guten Humor aufweisen, hängen im Vortragsraum des Literaturhauses. Der Buchumschlag zeigt einen Ausschnitt aus einem Gemälde von Freundlieb. Die Besucher haben sich bei „Literatur am Nachmittag“ gerne mit den beiden Künstlerinnen unterhalten und amüsiert die Zeichnungen angeschaut.

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