Leihgaben: Die Impulse des Sammlers Hermann Lange

Meisterwerke aus dem Privatmuseum und der Architekt Mies van der Rohe.

Krefeld. Die Kunstsammlung des Osthaus-Museums wurde von der Stadt Essen gekauft, die mit diesem Bestand das Folkwang-Museum begründete. Der Ankauf des kunstgewerblichen Bestands, der nach Krefeld kam, konnte nur gelingen, weil der Förderkreis um Hermann Lange die Mittel dazu bereitstellte.

Das zeigt sich besonders in den heute völlig vergessenen, vielfältigen Ausstellungsaktivitäten ab 1923 bis 1931. Sowohl bei Einzelausstellungen von Künstlern wie Rohlfs, August Macke, Lehmbruck, Heckel, Klee, Hofer, Schmidt-Rottluff, Beckmann, Otto Müller oder Barlach, als auch bei Übersichtsveranstaltungen zur Modernen Kunst in Russland, Belgien, Italien und Frankreich konnte Creutz immer wieder auf die reichen Bestände der Lange-Sammlung zurückgreifen.

Die Ausstellung "Französische Kunst aus rheinischem Privatbesitz" im Herbst 1930 war das Highlight in einer Reihe von rund 190 kleineren und größeren Veranstaltungen während der Amtszeit von Creutz.

Dieser Höhepunkt fiel zusammen mit der Fertigstellung des neuen Hauses, das sich Lange von Mies van der Rohe an der Wilhelmshofallee hatte bauen lassen. Das doppelte Ereignis wurde in der Fachpresse gefeiert, und einen Augenblick lang schien es allen Beteiligten so, als könne Krefeld zu einem der wichtigsten Impulsgeber für Moderne Kunst im Rheinland werden.

Obwohl Hermann Lange nun über sein eigenes Privatmuseum verfügte, überließ er weiterhin wichtige Teile seiner herausragenden Sammlung dem Museum als langfristige Leihgaben. Mit dem Tod von Max Creutz zog er seine Bestände jedoch langsam aus dem Museum ab. Im März 1933 ließ er die letzten Bilder abholen: fünf Meisterwerke von Franz Marc, Otto Müller, Juan Gris, Pablo Picasso und Robert Delaunay.

Max Creutz ist in der Nähe von Köln beerdigt worden. Auch wenn er in Krefeld durch den Verlauf der Geschichte nur wenige Spuren hinterlassen hat, sollte man ihn hier nicht vergessen. Die Jahre seiner Tätigkeit decken sich mit der vielleicht erwartungsreichsten Kulturphase in dieser Stadt, die 1933 bitter endete.

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