Kaiser-Wilhelm-Museum KWM: Neue Farbe für Beuys und Moholy-Nagy

Die Restaurierungen der Kunstwerke im Kaiser-Wilhelm-Museum werden zu 80 Prozent vom Land gefördert.

Kaiser-Wilhelm-Museum: KWM: Neue Farbe für Beuys und Moholy-Nagy
Foto: Friedhelm Reimann

Krefeld. Ohne die Förderung des Landes wären die Kunstwerke im Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) nicht in einem solch guten Zustand. „Bis zu 80 Prozent der Restaurierungskosten übernimmt NRW, das KWM zahlt nur die Mehrwertsteuer“, sagt Restaurator Sebastian Köhler. Verraten will er die Höhe der Förderung nicht.

Beim gemeinsamen Rundgang durch das kürzlich wieder eröffnete Museum stellen Köhler und Sammlungskustodin Magdalena Holzhey die fünf geförderten Projekte aus den letzten drei Jahren vor. Kleinere Ausbesserungen führt Hausrestaurator Köhler oft selbst durch. Sein Reich liegt unter dem Dach mit Aussicht auf die Krefelder Innenstadt. „In diesem historischen Raum werden seit dem 2. Weltkrieg Kunstwerke restauriert“, berichtet er. Früher habe man im Sommer oft bei 35 Grad und mehr hier gearbeitet. Jetzt sei auch das Dachgeschoss renoviert und mit raumhohen Decken, größeren Dachfenstern und Klimaanlage ausgestattet, so dass die Arbeit richtig Spaß mache.

Mitten im Raum steht das „Blaue Bild“ von Laszlo Moholy-Nagy. Es sei Teil des Landesprogramms und bei einem Restaurator in Köln restauriert worden. Hunderte von Arbeitsstunden seien angefallen, weil lasurartige Übermalungen das Restaurieren hoch kompliziert gemacht hätten. In solchen Fällen würden Aufträge extern vergeben, sagt Köhler, oder auch dann, wenn Expertenhilfe sinnvoll sei. Das „Blaue Bild“ soll demnächst in der Ausstellung zu sehen sein.

Das ist auch bei den Fenstern von Beuys bereits der Fall. Dem Künstler wurde ein eigener Raum gewidmet. Er hebt sich von den anderen Räumen ab, weil die vier Fenster einschließlich der Scheiben in einem warmen Weißton gestrichen sind. „Beuys hat damit den Charakter eines Kellerraumes erzeugt“, erläutert Kustodin Holzhey. Die Fenster seien innerhalb des Restaurierungsprogramms saniert worden. „Sie sind im engeren Sinn ein Kunstwerk“, sagt Holzhey.

Dazu sei zunächst eine sensible Trockenreinigung nötig gewesen, gefolgt von einer zweiten Säuberung mit einem leichten Feuchtigkeitssubstrat. Von außen sind die fest verschlossenen Fenster mit Kästen als Wetterschutz versehen. Bei Beuys könne man sich nie sicher sein, ob er den Verfall seiner Produkte mit einkalkulierte oder Dauerhaftes schaffen wollte, sagt Köhler. Überliefert sei, dass der Künstler einen Eingriff an seinen Werken mit „Finger weg!“ kommentiert habe. „Wir haben uns in diesem Fall nicht ganz daran gehalten“, sagt Köhler.

Im Vorraum hängt ein weiteres Kunstwerk von Beuys: Hibernia 1957. Es zeigt ein Holzbrett, weiß grundiert, grau gestrichen und mit diversen Gebrauchsspuren. „Die Farben waren zum Teil abgeblättert und es wurde mit einem eigens entwickelten Gemisch aus Füllstoff und Klebemittel unterfüttert — eine Wahnsinnsgeduldsarbeit“, berichtet Köhler, die man nicht sehe. „Es sieht aus wie ein altes Brett“. Eine Restaurierung sei gelungen, wenn sie keinem auffalle, sagt er.

Nicht minder aufwendig sei die Restaurierung des Kunstwerks „Hago promo“ von Mario März gewesen, erläutert Holzhey. Auf einem länglichen Untergrund sind verschiedene Materialien verarbeitet, unter anderem Wachs. Darüber dominiert der in der Neonfarbe Blau leuchtende Schriftzug „Hago promo“. Dieser war in das erwärmte, weich gewordene Wachs eingesunken. Die Erwärmung erfolgte, weil eine Glasscheibe über dem Kunstwerk befestigt war und eine ausreichende Belüftung verhinderte. Die Scheibe war allerdings nicht — wie zunächst vermutet — Teil des Objekts, sondern sollte nur das Verstauben verhindern. Jetzt schützt ein luftdurchlässiges Netz davor.

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