Kunst oder Der Prophet im Bauwagen

So lange das Kaiser-Wilhelm-Museum geschlossen ist, kommt Kunst per fahrbarem Untersatz an Krefelder Schulen.

Krefeld. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, schnappt sich der Prophet eben einfach einen Bauwagen und fährt los. Seit Donnerstag steht das Gefährt, deklariert als "KWMobil", auf dem Pausenhof des Fichte-Gymnasiums. Neugierige Schüler schleichen drumherum, schauen hinein und fragen sich, was die Sache eigentlich soll.

Dass mit dieser Frage die Suche nach Kunst und ihrer Bedeutung erst anfängt, hofft Museumspädagoge Thomas Janzen. Er hat das "KWMobil" ins Leben gerufen, weil sein eigentlicher Arbeitsort im Kaiser-Wilhelm-Museum bis 2013 wegen Umbaus geschlossen ist. "Das ist eine gute Gelegenheit, aus dem Bau heraus und direkt an die Schulen zu gehen", sagt Janzen. Künstler sollen den Wagen im Wechsel gestalten und für Schüler "bespielen". Dabei muss ein Bezug zur Sammlung des Museums entstehen.

Den Anfang macht Matthias Schamp, der für solche Projekte die absolute Idealbesetzung darstellt. Der Künstler, der sich gelegentlich als lebendes Verkehrsschild an viel befahrene Kreuzungen hängt oder in Museen griechische Grillstuben eröffnet, hat den Bauwagen in eine Abhöreinrichtung verwandelt. Angelehnt an ein Werk des Belgiers Marcel Broodthaers konzipiert er sein "Lauschen im weißen Rauschen" als witziges, hintergründiges Rätselspiel. Wenn demnächst auch noch die integrierte Zuckerwattenmaschine funktioniert, wird die Begeisterung der Schüler keine Grenzen mehr kennen.

Schulleiterin Waltraud Fröchte, die Jugendliche gern und hartnäckig mit Kultur konfrontiert, ist begeistert, dass "das Museum zu uns kommt". Sie hat von Musik über Kunst bis Philosophie das halbe Lehrerkollegium aktiviert und eine Aktionswoche ausgerufen, die am Montag beginnt. Sogar die Biologie ist eingebunden, sie pflegt die Fische Marcel und Pierre, die Schamp im Bauwagen in einem Aquarium hält.

Unterstützt wird das Projekt von der Bezirksregierung, Firmen und den Museumsfreunden. Deren Vorsitzende Anahita Teymourian-Pesch will den "kleinen Satelliten des Museums" noch auf vielen Höfen stehen sehen - als nächstes an der Marienschule.

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