Krefeld Kulturpunkt Friedenskirche: Podio-Fans lieben das Kabarett surprise

Rüdiger Höfken findet die richtige Mischung aus Gastkünstlern im Kulturpunkt Friedenskirche.

Krefeld: Kulturpunkt Friedenskirche: Podio-Fans lieben das Kabarett surprise
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Format Kabarett surprise hat für die Podio-Fangemeinde offenbar einen gewissen Reiz. Schließlich kaufen die Besucher mit der Eintrittskarte sprichwörtlich die Katze im Sack. Sie wissen aber auch, dass sie sich auf die zielsichere Auswahl an Künstlern durch Gastgeber und Moderator Rüdiger Höfken verlassen können. Auch der Veranstaltungsort passt. Der Kulturpunkt Friedenskirche ist mit seinem Ambiente bestens für Kleinkunst geeignet und war am Freitag zur Spielzeiteröffnung gut besucht.

Der Podio-Chef ohne eigene Kleinbühne hat wieder einmal die richtige Mischung aus Gastkünstlern gefunden — ein Mix aus politischem Kabarett, musikalisch inspiriertem Varieté und weiblicher Comedy. Höfken, selbst Comedian, stimmte das Publikum als Eisbrecher mit bewährten Teilen seines Programms ein, bevor er mit Elias Kordoba einen 34-jährigen Stand-up-Comedian als Bonus vorab präsentierte. Der Hamburger war eigentlich gar nicht vorgesehen, nutzte aber einen veranstaltungsfreien Tag zu einem Abstecher nach Krefeld und gab Kostproben seines Programms.

Als erster offizieller Künstler überzeugt Benjamin Eisenberg aus Bottrop mit perfektem politischen Kabarett. Mit all seiner Routine aus 17 Bühnenjahren hat er von Flüchtlings- über Sicherheitspolitik alles „Im Visier“, wie sein neues Programm heißt. Smart, aber ironisch und scharfzüngig mahnt er mehr Ideenreichtum zum Verhindern des Flüchtlingsstroms an. Verkehrsminister Alexander Dobrindt hätte auf der Balkanroute von „Zaunkönig Viktor Orbán“ Maut kassieren und zum Empfang der Moslems Schweinefleisch servieren sollen. Sein Rat: Lieber Sido und Bushido in die Wüste schicken und dafür Flüchtlinge aufnehmen. Auch zum Fall Böhmermann hat er seine Meinung: „So viel Käse wie Erdogan kann eine Ziege gar nicht produzieren.“ Der Mann ist einen ganzen Abend wert, die „Welt“ adelt ihn als Nachfolger von Dieter Hildebrandt.

Liza Kos aus Aachen war zuletzt bei Comedy Underground im Jazzkeller positiv aufgefallen. Sie hat russische Wurzeln und erläutert mit russischem Akzent, dass sie sich gut in Deutschland „intrigiert“ habe. „Das hat funktioniert, ich habe einen deutschen Freund - Achmed - und spreche jetzt türkisch“, sagt sie, um dann in bestem Hochdeutsch fortzufahren. Einen Kulturschock habe sie mit einem rein deutschen Freund namens Reiner beim Kölner Karneval erlebt.

Markus Schimpp aus Bonn intoniert Kabarett-Chansons und ist bekannt als Entertainer in Varieté-Shows wie der des berühmten Frankfurter Tigerpalasts. Der 52-jährige gebürtige Augsburger alter Schule spielt gerne freche 20er-Jahre-Chansons und Eigenkompositionen mit feinsinnigem Humor.

Die biblische Entstehungsgeschichte überträgt er auf den Fußball, zum Beispiel in Form der zehn Gebote: „Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Trikot.“ Zum Finale gegen 23 Uhr entlässt er mit dem beliebten Song aus den 1950er Jahren „Mr. Sandman, bring me a dream“ ein zufriedenes Publikum in die Nacht.

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