Krieewelsch und die Krähe Konstantin

Kunsthändlerin Bettina Liebsch hat sich dem Krefelder Platt verschrieben und Teil zwei eines Mundart-Plakats herausgebracht. Außerdem steht sie auf Vögel aus Müll.

Krieewelsch und die Krähe Konstantin
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wenn Bettina Liebsch von „Heckepeck“, „Babelott“ oder „Melmpüper“ spricht, dann gerät sie ins Schwärmen. Ihr absolutes Lieblingswort auf dem neuen Mundart-Plakat ist allerdings „Joddeslämpke“, also „Gotteslämpchen“, das Krieewelsche Wort für Glühwürmchen.

Ihr Favorit ist gemeinsam mit den erstgenannten Worten für Schluckauf, Lockenwickler und kleiner Mensch im neuen Din-A-3-Poster und der passenden Postkarte „Krieewelsch to go“ verewigt, die die Kunsthändlerin gemeinsam mit ihrer Grafikerin herausgebracht hat. Es ist das zweite Projekt seiner Art. Allein vom letzten Plakat — das Ende 2013 gedruckt worden war — gingen rund tausend Exemplare über die Ladentheke der Kunsthandlung Steinbach.

Inhaberin Bettina Liebsch selbst hatte damals „mit dem großen Erfolg nicht gerechnet“. Aber beim Nachfolger ist sie deshalb viel mutiger geworden und hat gleich eine Auflage von 500 Stück drucken lassen. „Beim letzten Mal gab es Wartelisten“, berichtet die 44-Jährige, die beim Verkauf des vorherigen Exemplars Kunden von elf bis 80 Jahre in ihrem Laden an der Rheinstraße 34 begrüßen konnte. Die Poster seien beispielsweise auch an Exil-Krefelder in England, Neuseeland, Kanada und Südafrika gegangen.

Das Projekt sei für sie eine „Herzensangelegenheit“ gewesen. „Plattdeutsch steht oft in einer muffigen Ecke. Ich wollte das in einen Design-Bereich bringen“, so Liebsch. Sie habe auch nicht mitansehen wollen, dass es in allen möglichen Regionen mundartliche Postkarten gibt - nur nicht in Krefeld.

Da die gelernte Einzelhandelskauffrau im Bereich Kunsthandel, die 1988 ihre Lehre in der Kunsthandlung Steinbach begonnen hatte, deren Inhaberin sie nun seit 14 Jahren ist, als zweites Standbein Firmenrepräsentantin für Kunstdruck- und Kartenverlage ist, war die Umsetzung für sie überhaupt kein Problem.

Bei dem aktuellen Entwurf neu ist die Krähe, die die gebürtige Krefelderin erdacht und Konstantin getauft hat. „Ich wollte etwas, das mit Krefeld zu tun hat“, sagt die 44-Jährige - also Krehe wie Kräfeld sozusagen. Derzeit gibt es den schwarzen Vogel zwar nur als erhaben geprägtes Bild auf der besagten Postkarte. Aber bald soll es ihn auch als kleines Kunstwerk in der Seidenstadt geben. Durch einen Messebesuch stieß sie auf Mama Afrika, eine Düsseldorfer Agentur, die von afrikanischen Künstlern aus Müll gefertigte Tiere als faire Produkte verkauft.

Wenn Liebsch den derzeit noch einsamen Vogel — der Container aus Afrika mit seinen Artgenossen wird für Ende Januar erwartet — in die Hand nimmt, strahlen ihre Augen. Dann erklärt sich, was die Kunstbegeisterte meint, wenn sie sagt, dass sie bei guten Bildern oder Skulpturen „auch heute noch immer feuchte Hände bekommt“.

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