Kresch-Inszenierung : Zwischen Liebe und Verzweiflung

Viel Beifall für „Wir alle für immer zusammen“.

Kresch-Inszenierung : Zwischen Liebe und Verzweiflung
Foto: DJ

Krefeld. Der Beifall fiel schon euphorisch aus, und die Bewertung des Stücks am Ende im Gespräch geriet auch positiv. „Jeder wird irgendetwas von sich wiederfinden, es war nicht zu hart, sondern angemessen“, war die Meinung aus dem Publikum über die Kresch-Inszenierung von „Wir alle für immer zusammen“ auf der Heeder-Bühne. Zu der „ganz besonderen Vorstellung“, einer „Sichtveranstaltung“, hatte Regisseur Helmut Wenderoth Lehrer — auch Schüler waren gekommen — eingeladen, um ihnen die Entscheidung leicht zu machen, das „Stück für Halbstarke und Große“ für ihre Schulen zu buchen.

Die 13-jährige Polleke (Laura Thomas) steht im Mittelpunkt, ihre Welt ist nicht heil. Sie muss sich mit allem auseinandersetzen, was zum Erwachsenwerden gehört und die Gesellschaft an Eigenarten zu bieten hat. Britta Weyers und Thorsten Strunk sind erst einmal Mutter und Lehrer. „Meine Mutter ist in meinen Lehrer verliebt“, sagt Polleke, die selber den marokkanischen Jungen Mimun liebt. Das führt zu Problemen, aber auch der abwesende Vater, der behauptet, ein Dichter zu sein, aber dealt und in der Pennerszene und im Gefängnis landet, macht Stress.

Polleke will auch Dichterin werden, das Bühnenbild weist darauf hin. Es ist als eine aufgeklappte weiße Kladde gebaut, die schräg hochstehende Rückseite bildet die Projektionsfläche für Gedichtzeilen. Und die liegenden Seiten bilden das Podest, das als Spielfläche dient. Hier stehen auch die großen, schwarzen Blockbuchstaben, aus denen immer wieder die Wörter gebildet werden, die die Szenen definieren. Mit wenigen Kleidungsstücken verwandeln sich Britta Weyers und Thorsten Strunk in alle auftretenden Personen, 17 Rollen haben sie zu bewältigen. Das geht flott, sie sind auch Oma und Opa, bei denen Polleke das Beten lernt und mit einem Kälbchen schmusen darf, sie sind Vater und Vaters neue Freundin, Schulfreundin Caro und Mimuns Mutter.

Polleke ist verzweifelt: „Was weiß Mama schon vom Leben draußen?“ Und sie stellt sich ihren Tod vor: „Im Alter von 13 Jahren gestorben an einer merkwürdigen Mutter.“ Es werden viele Themen angerissen, Rassismus und gleichgeschlechtliche Elternpaare, Drogenkonsum und Religion: „Woher soll man wissen, dass man einen Glauben hat?“ Am Ende schmeißt Pollekes Mutter den Lehrer raus, und aus Polleke und ihrem marokkanischen Freund scheint doch noch ein Paar zu werden. Dass Jungen alle Vollidioten sind, gehörte vorher aber auch zu den Überzeugungen von Polleke.

Als „spielfreudig und authentisch“ wurden die Darsteller gelobt, die sich kurz den Fragen der Zuschauer stellten. Aus deren Reihen kam das Lob, das Bühnenbild sei der „Knaller“. Es hatte schließlich auch die schnellen Szenenwechsel ermöglicht, zusammen mit den Wechseln der jeweils typischen Kleidungsstücke entstand der Eindruck, dass alles ineinander übergeht. „Das Leben ist ein Provisorium“, meint Helmut Wenderoth, der mit der Inszenierung Mut machen will. Mut zu einem beherzten Leben in einer verrückten Welt. Seine Altersempfehlung 11+ wurde nicht geteilt, für Achtklässler fand man es aber sehr geeignet.

“ Wir alle für immer zusammen“, Regie: Helmut Wenderoth, Ensemble: Thorsten Strunk, Laura Thomas, Britta Weyers, Bühne, Kostüme, Ausstattung: Frank Andermahr, Ingrid Krusat-Dahmen, Musik: Max Kotzmann, Spieltermine: kresch.de

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