Rittersaal Burg Linn Aris Quartett: Konzert wie aus dem Bilderbuch

Das Aris Quartett begeistert die Zuschauer im Rittersaal der Burg Linn.

Rittersaal Burg Linn: Aris Quartett: Konzert wie aus dem Bilderbuch
Foto: Mark Mocnik

Krefeld. Dynamisch, aber auch mit einem Hauch von Leichtig- und Heiterkeit beginnt das Aris Quartett seinen Serenadenabend im bis auf den letzten Platz gefüllten Rittersaal. Ludwig van Beethovens Streichquartett c-Moll op. 18/4 haben sie als Ouvertüre gewählt. Beim zweiten Satz lassen Anna Katharina Wildermuth und Noémi Zipperling (Violinen), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber am Violoncello keinen Zweifel am Thema.

Ein fröhlich dahin getupftes Spiel in feinster Abstimmung erlaubt keine anderen Assoziationen als Scherzo. Ihr Menuetto kommt zunächst in eher rustikaler Interpretation daher, dann verwandeln die vier das Stück in einen etwas vornehmeren höfischen Tanz, um jedoch wieder zur ausgehenden Form zurückzukehren. Beim letzten Satz, dem Allegro — Prestissimo, ist Virtuosität gefordert, die das Aris Quartett mit Leichtigkeit meistert. Das Streichquartett Nr. 5 B-Dur von Béla Bartók ist recht weit von den harmonischen Klängen des jungen Beethoven aus der Zeit um 1800 entfernt: Gewollte Dissonanzen bestimmen dieses Werk aus dem Jahr 1934.

Mit einem sehr homogenen Spiel zeichnet das Aris Quartett die verschiedenen Stimmungen in der Musik nach. Wunderbar interpretieren sie das Adagio molto. In ihrer minimalistischen Interpretation steckt so viel Verlorenheit und ähnliche Gefühle, dass man als Zuhörer eine Gänsehaut bekommen kann. Solch ein emotionales Spiel kann nur begeistern. Die Musiker können dies dank der starken Vorgaben des Komponisten im Andante des vierten Satzes noch einmal steigern. Da wird das Finale des Werkes zu einem fulminanten Abschluss, so reich an Klangfarben und Stimmungen, wie das Aris Quartett dies umsetzt.

Nach dem schweigsamen Beginn des Konzerts beginnt der fünfte Musiker des Abends, der Klarinettist Thorsten Johanns, den zweiten Teil mit einer kleinen Konzerteinführung. Es ist ein Heimspiel für den Krefelder aus der Dömötör Schule, der inzwischen weltweit als Solist unterwegs und als Professor für Klarinette an der Musikhochschule in Weimar aktiv ist. So erfährt man, dass das Quintett h-Moll für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello op. 115 von Johannes Brahms zu dessen letzten Werken gehört. „1890 wollte Brahms mit dem Komponieren aufhören, doch Richard Mühlfeld, dem Soloklarinettisten der Meininger Hofkapelle, den Berliner Philharmonikern des 19. Jahrhunderts, ist das letzte Kammermusikwerk von Brahms zu verdanken“, erklärt Johanns.

Der weiche und warme Klang der Klarinette fügt sich bestens in das eingespielte Streichquartett ein. Es folgt ein spätromantisches Schwelgen in Harmonien. Im zweiten Satz, einem Adagio, bekommt der Klarinettist die Gelegenheit, daraus ein kleines Konzert für sein Instrument zu machen. Die Streicher lassen ihm dazu den Freiraum. Bilderbuchmäßig setzen die fünf das Andantino — Presto non assai, ma con sentimento um. Ein großes Spektrum an Emotionen und Stimmungen in feinsten Nuancen entlocken sie ihren Instrumenten. Für den begeisterten Applaus bedanken sie sich mit einer Zugabe.

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